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Apobank-Umfrage

Heilberufler sind verunsichert

Die Apotheker schauen optimistischer in die Zukunft als noch vor drei Jahren. Laut einer Umfrage der Apobank würden 45 Prozent von ihnen den Beruf weiterempfehlen. Vor drei Jahren waren es lediglich 37 Prozent gewesen. Doch die Zufriedenheit mit dem beruflichen Umfeld sinkt.
Christina Müller
09.01.2020  14:46 Uhr

Mit der um 8 Prozentpunkte gestiegenen Weiterempfehlungsrate heben sich die Apotheker von anderen Heilberuflern ab. Die Allgemein-, Fach- und Zahnärzte verzeichnen eine gegenläufige Entwicklung. Über alle Berufsgruppen hinweg finden sich unter den Pharmazeuten jedoch gleichzeitig die meisten Skeptiker: 31 Prozent würden davon abraten, Apotheker zu werden. Das gilt auch für 29 Prozent der Zahnärzte, 21 Prozent der Fachärzte und 19 Prozent der Allgemeinärzte.

Die Zufriedenheit mit dem beruflichen Umfeld sank unter den Heilberuflern im Vergleich zur ersten Befragung im Jahr 2016 um 7 Prozentpunkte auf nunmehr 55 Prozent. Einen deutlichen Einbruch in dieser Kategorie verzeichnet die Apobank unter den Studierenden. Während vor drei Jahren noch 71 Prozent von ihnen die eigenen beruflichen Aussichten positiv beurteilt hatten, waren es 2019 nur noch 56 Prozent.

Ulrich Sommer, Vorstandsvorsitzender der Apobank, führt die Ergebnisse auf eine gewisse Verunsicherung unter den Heilberuflern zurück, wie sich der Gesundheitsmarkt entwickeln wird. »Angesichts der anstehenden Veränderungen, die durch die Fülle an Gesetzen, den ökonomischen Druck und die Digitalisierung im Gesundheitswesen getrieben werden, ist das nicht verwunderlich.« Es sei jetzt besonders wichtig, darauf zu schauen, wie die zentralen Leistungsträger des deutschen Gesundheitssystems leben und arbeiten wollen. »Denn um hohe Qualität der Gesundheitsleistungen für alle zu sichern, brauchen wir engagierte und qualifizierte Menschen, die gerne als Ärzte, Zahnärzte oder Apotheker arbeiten.«

Ein Punkt ist für die Heilberufler offenbar ein besonders großes Ärgernis: Neun von zehn Befragten wünschen sich weniger Dokumentation und Verwaltungsarbeit. Staatliche Regulierung würden 71 Prozent von ihnen gern herunterschrauben. Etwas mehr darf es aus Sicht der Heilberufler beim Einkommen sein (75 Prozent), gefolgt von Zeit für den Patienten (66 Prozent). 63 Prozent hätten gern mehr Freiheit und Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung, für 61 Prozent wäre mehr Unabhängigkeit bei beruflichen Entscheidungen wünschenswert.

Was den Apothekern besonders am Herzen liegt

Privat setzen Apotheker, Ärzte und Zahnärzte vor allem auf die Familie. In der Umfrage gaben 93 Prozent von ihnen an, das Familienleben sei ihnen ganz besonders wichtig. Auf Platz zwei rangiert finanzielle Sicherheit (87 Prozent), am dritthäufigsten nannten sie den Wunsch, Menschen zu helfen (83 Prozent). Ein hohes Einkommen hat dagegen nur für 58 Prozent der Befragten Priorität, Karriere und berufliche Anerkennung nannten gerade einmal 46 Prozent von ihnen. Ein repräsentativer Lebensstil ist lediglich für 12 Prozent der Teilnehmer von Bedeutung und damit am wenigsten wichtig.

Was die berufliche Zukunft betrifft, zählt für jeden vierten Heilberufler das Thema Digitalisierung zu den vordringlichen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Ein Blick auf die einzelnen Berufsgruppen verrät, dass vor allem Apotheker (27 Prozent) und Fachärzte (26 Prozent) in diesem Punkt viel Nachholbedarf sehen. Mit 65 Prozent nimmt auch das Thema nachhaltiger Lebensstil und Umweltschutz in der aktuellen Umfrage an Relevanz zu (2016: 60 Prozent). Besonders hoch fallen hier die Werte (74 Prozent) bei den Apothekern aus.

Zwei weitere Punkte scheinen für die Pharmazeuten im Vergleich zu anderen Heilberuflern von besonderer Bedeutung zu sein: Bezüglich der Attraktivität der Gesundheitsberufe sieht mehr als die Hälfte von ihnen (56 Prozent) Handlungsbedarf. Unter den Ärzten und Zahnärzten waren es lediglich 32 bis 38 Prozent. Die Sicherung des Gesundheitswesens als Solidarsystem ist für 45 Prozent der Apotheker wichtig. Damit ist der Anteil fast doppelt so hoch wie bei den Fachärzten (23 Prozent).

Für die Studie befragte das Institut DocCheck Research im Auftrag der Apobank 500 Heilberufler, darunter Apotheker, Ärzte, Zahnärzte sowie Medizin-, Zahnmedizin und Pharmaziestudenten. Die Stichprobe setzt sich nach Angaben der Apobank zu gleichen Anteilen aus angestellten und selbständigen Berufstätigen zusammen. Rund ein Viertel der Angestellten arbeitet demnach im Krankenhaus.

 

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