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Janssens Covid-19-Impfstoff

Guillain-Barré-Syndrom als neue Nebenwirkung

Erst die FDA, jetzt die EMA: Auch in Europa wird das Guillain-Barré-Syndrom als sehr seltene Nebenwirkung in die Produktinformationen des Covid-19-Impfstoffs von Janssen aufgenommen. 
Daniela Hüttemann
23.07.2021  12:00 Uhr

Weltweit sind bis zum 30. Juni bei mehr als 21 Millionen verimpften Dosen 108 Fälle eines Guillain-Barré-Syndroms nach der Impfung dem Covid-19-Vektorimpfstoff von Janssen (Johnson & Johnson) aufgetreten. Nach Begutachtung der Daten hält der Pharmakovigilanzausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) einen kausalen Zusammenhang für möglich.

Daher wird die neurologische Erkrankung nun als sehr seltene mögliche unerwünschte Wirkung in die Produktinformationen der »Covid-19 Vaccine Janssen« aufgenommen. Beim Guillain-Barré-Syndrom kommt es zu einer Schädigung von Nervenzellen durch das eigene Immunsystem. Symptome sind Schmerzen, Taubheitsgefühle und Muskelschwäche, die in schweren Fällen zu Lähmungen führen können. Einer der 108 Fälle endete tödlich. Die meisten Menschen erholen sich jedoch vollständig von der Erkrankung.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie betonte kürzlich, dass das Risiko sehr gering und eine wirksamke Therapie möglich seien. Auch wenn das Syndrom äußerst selten ist, sollten Angehörige der Gesundheitsberufe und Geimpfte mögliche Anzeichen kennen, um schnell reagieren zu können. Dazu gehören Schwächegefühl in den Extremitäten, doppeltes Sehen oder Schwierigkeiten bei der Bewegung der Augen, beim Schlucken, Sprechen, Kauen oder Gehen, Koordinationsprobleme und Schwanken, Kribbeln in Händen und Füßen, Schwäche in den Körpergliedern, der Brust oder im Gesicht sowie Probleme in der Kontrolle der Blase oder Verdauung. Bei diesen Symptomen sollten Betroffene sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Eine spezifische Behandlung gibt es nicht. Im Krankenhaus werden unterstützende Maßnahmen eingeleitet, neben Physiotherapie bei schwacher Gesichts- und Schluckmuskulatur zum Beispiel eine künstliche Ernährung oder notfalls auch eine künstliche Beatmung. Darüber hinaus werden über fünf Tage Immunglobuline gegeben. Falls dies erfolglos bleibt, kommt ein Plasmaaustausch infrage, bei dem Antikörper, die sich gegen die Myelinschicht der Nervenzellen richten, herausgefiltert werden können. Corticosteroide dagegen gelten als nicht hilfreich oder verschlechtern sogar den Zustand der Patienten.

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