Große Impfbereitschaft bei jungen Menschen |
Der Großteil der jüngeren Menschen in Deutschland würde sich einer Umfrage zufolge am liebsten direkt morgen gegen Covid-19 impfen lassen. / Foto: Getty Images/Capuski
«Wenn Sie morgen ein Impfangebot bekämen und es genug Impfstoff für alle gäbe, würden Sie sich impfen lassen?» Diese Frage in Bezug auf die Corona-Impfung wurde im April 6253 Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren in mehreren europäischen Ländern gestellt, darunter auch 1000 in Deutschland. Nach den Ergebnissen der YouGov-Befragung im Auftrag der TUI Stiftung würden sich 58 Prozent der 16- bis 26-Jährigen hierzulande das Impfangebot annehmen.
47 Prozent dieser Impfwilligen würden sich «ohne jeden Zweifel» impfen lassen, 9 Prozent «mit einem schlechten Gefühl». 16 Prozent der Befragten sagten, sie würden erst einmal abwarten, bis mehr Menschen geimpft seien. Lediglich 15 Prozent gaben an, sich nicht impfen lassen zu wollen. Der Impfstoff Comirnaty® von Biontech/Pfizer ist bereits von Anfang an für Menschen ab 16 zugelassen gewesen, da Probanden ab 16 Jahren in die großen Zulassungsstudien eingeschlossen waren. Grünes Licht für die Zulassung ab 12 bekam das Präparat Ende Mai, da die Firmen entsprechende Daten einer weiteren Studie nur mit 12- bis 15-Jährigen vorlegen konnte. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass die Ständige Impfkommission die Covid-19-Impfung dann auch direkt für diese Altersgruppe empfiehlt. Ihre Entscheidung soll Donnerstag veröffentlicht werden.
Heute fällt in Deutschland die Priorisierung weg, durch die Corona-Impfungen bisher vor allem Älteren, Menschen mit Vorerkrankungen oder bestimmten Berufen vorbehalten waren. Bund und Länder wollen allen Minderjährigen ab 12 im Sommer ein Impfangebot machen. Die Ärzteschaft mahnte wegen der begrenzten Impfstoffmengen zunächst zu Geduld. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte darauf hingewiesen, dass zum Ende der Priorisierung nicht gleich alle einen Termin bekommen könnten.
Die Impfbereitschaft jüngerer Menschen in Deutschland liegt der Umfrage zufolge im Schnitt der großen europäischen Länder. Befragt wurden die 16- bis 26-Jährigen auch in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen. Den größten Anteil an jüngeren Menschen, die sich grundsätzlich nicht impfen lassen wollen, gibt es demnach mit 27 Prozent in Polen, gefolgt von Frankreich mit 24 Prozent. Die geringsten Anteile gibt es in Großbritannien (3 Prozent), Spanien und Italien (jeweils 7 Prozent). Vorbehaltlos und ohne Zweifel Ja zur Impfung sagen 66 Prozent der Jüngeren in Großbritannien, 58 Prozent in Spanien, 56 Prozent in Italien, aber nur 25 Prozent in Polen, 29 Prozent in Frankreich und 34 Prozent in Griechenland.
Israel als Vorreiter der Impfkampagnen hat derweil am Sonntag mit der Impfung von Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren gegen das Coronavirus begonnen. Das Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, die Gefahren einer Erkrankung seien höher als mögliche Nebenwirkungen der Impfung. «Die Fälle von Herzmuskelentzündungen bei 16- bis 19-Jährigen waren selten und sind meist ohne Komplikationen verlaufen», hieß es in der Mitteilung.
In Israel wird Comirnaty von Biontech und Pfizer verwendet. Angesichts der mittlerweile äußerst niedrigen Corona-Infektionsrate in Israel empfiehlt das Ministerium vorerst die Impfung von Risikopatienten, Angehörigen von Risikopatienten und Jugendlichen in Familien, die ins Ausland reisen wollen. «Abgesehen von den Risikogruppen kann jeder geimpft werden, der daran interessiert ist», hieß es weiter.
Das Neun-Millionen-Einwohner-Land Israel setzt seit dem 19. Dezember erfolgreich eine Impfkampagne um. Fast 5,5 Millionen haben bereits eine Erstimpfung und mehr als 5,1 Millionen eine Zweitimpfung erhalten. Neuinfektionen und schwere Erkrankungen gingen in den vergangenen Monaten stark zurück.
Am Sonntag teilte das Gesundheitsministerium mit, binnen 24 Stunden seien nur vier neue Fälle registriert worden. Die Zahl der Schwerkranken fiel auf 230. Deshalb hob Israel die staatlichen Corona-Beschränkungen vergangene Woche nahezu komplett auf. Experten warnen allerdings weiter davor, dass neue Varianten aus dem Ausland eingeschleppt werden könnten.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.