Frühere Corona-Erkältung schützt vor schwerem Covid-19-Verlauf |
Sven Siebenand |
27.04.2021 13:36 Uhr |
Laut der Universität Münster treten nach einer früheren Infektion mit dem saisonalen Coronavirus OC43 schwere Krankheitsverläufe bei Covid-19 seltener auf. Die Hypothese für diese Schutzwirkung entstand aus den Daten von genesenen Covid-19-Patienten, die im Frühjahr 2020 einem Aufruf des Universitätsklinikums Münster für eine Coronaplasma-Studie gefolgt waren. / Foto: Adobe Stock/felipecaparros
Covid-19 verhindern kann sie nicht, aber eine frühere Infektion mit dem meist nur harmlose Infekte auslösenden, saisonalen Coronavirus HCoV-OC43 kann laut Forschenden der Uni Münster vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützen. Das ist das Ergebnis von zwei Studien; eine davon wurde im »International Journal of Infectious Diseases« publiziert, die andere im »Journal of Clinical Virology«.
»Beide Studien belegen, dass im Vergleich zu anderen Covid-19-Patienten vor allem jene Patienten kritisch erkrankten, bei denen sich keine Antikörper gegen das Nukleokapsid-Protein von HCoV-OC43 nachweisen ließen«, informiert Professor Dr. Martin Dugas, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik der Universität Münster. Neben einer vorausgegangenen Infektion spielen das Alter und das Geschlecht eine erhebliche Rolle. Patienten ab dem 40. Lebensjahr, insbesondere Männer ohne OC43-Antikörper, hatten generell ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf, so Dugas.
Aufgrund der Erkenntnisse plädieren die Forscher in Münster dafür, sich bei Covid-19-Patienten bei der Risikobewertung nicht nur auf ein fortgeschrittenes Alter und Vorerkrankungen zu stützen. »Mit der zusätzlichen Bestimmung der Antikörper haben wir einen weiteren Baustein, um diese sehr komplexe Erkrankung zu verstehen«, so Professor Dr. Joachim Kühn vom Universitätsklinikum Münster. Die Testung auf OC43-Antikörper sei mittels eines preiswerten kommerziellen Tests zuverlässig möglich. »Mit einer Blutprobe können wir innerhalb kurzer Zeit ein Ergebnis liefern«, so Kühn. Damit sei es kein Problem, diesen Parameter bei allen stationär aufgenommenen Patienten zu erheben. »Wir haben mit der Testung erstmalig eine Screeningmöglichkeit, aus der wir eine Prognose für den Krankheitsverlauf ableiten und neue Therapiemöglichkeiten bei Covid-19 für diejenigen Patienten nutzen können, die sie am meisten benötigen«, so Professor Dr. Hartmut Schmidt, ebenfalls vom Uniklinikum Münster.
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