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Thüringen

FDP setzt sich für mehr Pharmazie-Studienplätze ein

Die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag kümmert sich derzeit intensiv um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. In einem Antrag, der der PZ vorliegt, schlagen die Liberalen Maßnahmen zur Verbesserung der Personallage bei Apotheken, Zahnärzten und Ärzten vor. Unter anderem sollen Studienplätze im Ausland finanziert werden.
Benjamin Rohrer
25.01.2023  12:20 Uhr

Das Thema Nachwuchsmangel ist in den Apotheken ein immer größer werdendes Problem. Insbesondere die Pharmazeuten in Thüringen und deren Standesvertretungen haben in den vergangenen Monaten in Gesprächen mit der Politik und bei Protestaktionen vor einem möglichen Versorgungsmangel gewarnt, falls sich die Personallage in den Apotheken nicht bessere. Gemeinsam mit anderen Heilberuflern hatten die Apotheker im Dezember beispielsweise vor dem Landtag protestiert. Die Hauptforderung der Thüringer Apotheker: mehr Studienplätze für Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität zu Jena. Zudem müsse das derzeit in Planung befindliche neue Pharmazeutische Institut der Uni personell deutlich besser ausgestattet werden. Derzeit seien von sieben Professuren drei vakant und eine nie besetzt worden, heißt es aus der Standesvertretung.

FDP-Fraktion mit Fachkräfte-Antrag

Zumindest in der FDP-Fraktion des Landtages ist diese Botschaft angekommen. Robert-Martin Montag, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion und Generalsekretär der FDP Thüringen, hat gemeinsam mit seiner Fraktion daher einen Antrag eingebracht, der sich mit der Personallage in allen (zahn-)medizinischen und pharmazeutischen Heilberufen beschäftigt. Darin erklärt die FDP, dass man davon ausgehe, dass in den kommenden Jahren immer mehr Apotheken und Praxen nicht nachbesetzt werden können. Um die Versorgung zu sichern, brauche es in allen Bereichen mehr Hochschulabsolventen.

Fragen an die Landesregierung

Deswegen stellt die FDP-Fraktion der Landesregierung (Linke, Grüne, SPD) zunächst mehrere Fragen zur Situation in Apotheken und Praxen. Unter anderem will die FDP wissen, wie viele Apotheken und Praxen nach den Zahlen der Landesregierung künftig frei werden könnten, wie viele Stellen benötigt werden und wie viele Fachkräfte voraussichtlich zusätzlich benötigt werden, um den Bedarf zu decken. Die Liberalen wollen zudem genau herausfinden, wie viele Absolventinnen und Absolventen die Uni Jena im Fach Pharmazie verlassen, um dann im Land als Apotheker/-in tätig zu werden.

Mehr Studienplätze für Thüringen

Zudem stellen die Liberalen einen Forderungskatalog auf, mit dem die Fachkräftesituation – nicht nur in Thüringen – gebessert werden soll. Zunächst fordert die Fraktion eine »Fachkräfteoffensive - medizinische, zahnmedizinische und pharmazeutische Versorgung 2030« im Rahmen der Gesundheitsministerkonferenz unter Beteiligung der für die Hochschulen zuständigen Ministerien der Länder mit Vertretern der Kassenärzte, Kassenzahnärzte, Apotheker, der Studierenden-Verbände und der Hochschulrektorenkonferenz. »Ziel ist es, einen klaren Studienkapazitätsausbaupfad in den vorgenannten Fächern festzulegen, der als Grundlage eines novellierten Hochschulpaktes dient«, heißt es zur Begründung.

Idee: Unterstützung für Studenten im Ausland

Bis sich aus dieser Offensive neue Kapazitäten und Absolventen in allen Fachrichtungen ergeben, will die FDP Studierende aus Deutschland dabei unterstützen, wenn sie ihr Studium im Ausland absolvieren. Die Studiengebühren an diesen Privatunis soll das Land aus einem Strukturfonds übernehmen. »Die Praxisbestandteile der Studiengänge, die Pflichtpraktika, die Famulatur, der Krankenpflegedienst, die Tätigkeit als Versorgungsassistent oder die praktische Ausbildung zum Apotheker werden durch die Programmteilnehmer verpflichtend in Thüringen wahrgenommen«, heißt es weiter. Anschließend verpflichten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer fünfjährigen heilberuflichen Tätigkeit in Thüringen.

Fünf Jahre Verpflichtung für die Jungapprobierten

Zur Begründung führt FDP-Experte Montag gegenüber der PZ an: »Herr Lauterbach hat mehrfach beklagt, dass Studienplätze fehlen. Wir haben aber nicht nur im ärztlichen, sondern auch im Apotheken-Bereich einen massiven Fachkräftemangel. Deswegen fordere ich, dass der Minister sofort einen Ausbildungsgipfel einberuft, um gemeinsam mit den Akteuren im Gesundheitswesen und den Gesundheitsministerinnen – und -minister der Länder eine Fachkräfteoffensive zu starten. Die Länder sollen dort klare Fakten dazu mitteilen, wie viele Fachkräfte in welchem Bereich fehlen und welche Ausbildungskapazitäten gebraucht werden. Wenn man den Königsteiner Schlüssel als Basis nimmt, fehlen alleine in Thüringen 130 Studienplätze beispielsweise in Humanmedizin – eine zusätzliche Ausbildung so vieler Menschen ist schon alleine baulich und personell (Lehrkräfte) nur schwer zu realisieren. Deswegen sollte es auch im Apothekenbereich eine Übergangsphase geben, in der wir das Studium von Studentinnen und Studenten im Ausland, beispielsweise an der Semmelweis Uni in Budapest, finanziell unterstützen. Gerade für die Pharmazie kann das wichtig sein, denn der geplante Ausbau in Jena wird den Apotheken nicht sofort helfen – das kann Jahre dauern. Die Studentinnen und Studenten müssten sich in diesem Fall natürlich dazu verpflichten, über einen bestimmten Zeitraum auch in Thüringens Apotheken zu arbeiten.«

 Wann der Antrag im Thüringer Landtag besprochen wird, ist noch nicht klar.

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