Erste Schritte für Novellierung in Planung |
Christiane Eckert-Lill, ABDA-Geschäftsführerin Pharmazie, und Thomas Benkert, BAK-Vizepräsident, im Gespräch mit der PZ. / Foto: PZ/Alois Müller
PZ: Warum sind Sie der Meinung, dass die Approbationsordnung zu novellieren ist?
Benkert: An der Basis ist der Wunsch danach groß. Beispielsweise sind viele der Meinung, dass eine Anpassung der Ausbildung mit Blick auf das Perspektivpapier »Apotheke 2030« erforderlich ist. Pharmazeuten im Praktikum stellen oft frustriert fest, dass sie mit dem an der Uni erworbenen Wissen in der Apotheke nicht wirklich weiterkommen. Wenn am Ende des Prozesses ein Mehr an patientenorientiertem Wissen steht, wäre das ein Gewinn.
Christiane Eckert-Lill: »Die Unis müssen das methodische Rüstzeug vermitteln.« / Foto: PZ/Alois Müller
Eckert-Lill: Der BAK ist es trotz alledem wichtig, dass die Apotheker auch künftig ihren Beruf in allen pharmazeutischen Tätigkeitsbereichen ausüben können. Die universitäre Ausbildung kann einen Absolventen nie berufsfertig, sondern nur berufsfähig machen. Und es geht nicht nur um notwendige Inhalte, das heißt, was die Apotheker für die Erfüllung ihres Versorgungsauftrags an Rüstzeug benötigen, und was sie eben nicht mehr benötigen. Die Universitäten müssen den Studierenden auch das methodische Rüstzeug vermitteln.
In unserem »Kompetenzorientierten Lernzielkatalog Pharmazie – Perspektivpapier Apotheke 2030« (KLP-P) werden Ausbildungsinhalte beschrieben, die in der Ausbildung der Apotheker intensiviert beziehungsweise neu eingeführt werden sollen. Wenn wir uns die Approbationsordnung anschauen, sollten wir auch den KLP-P im Blick haben.
PZ: Welche sind inhaltlich die Kernpunkte der BAK für eine Novellierung?
Benkert: Wir möchten insgesamt eine Stärkung der pharmazeutischen Inhalte, insbesondere der Pharmakologie und der Klinischen Pharmazie. Dazu gehört auch die Förderung der interprofessionellen Ausbildung und die ‒ wann immer möglich ‒ kompetenzorientierte Vermittlung von Ausbildungsinhalten. Ein wichtiges Instrument wäre ein kompetenzorientierter Lernzielkatalog.
PZ: Was sind nun die nächsten Schritte?
Benkert: Wir planen einen runden Tisch mit allen Beteiligten. Natürlich sollen dabei auch die jungen Apotheker und die Studierenden mitdiskutieren. Selbstverständlich werden auch die Hochschullehrer zu dem Treffen eingeladen. Hinzu kommen weitere Vertreter, etwa von Adexa, der ADKA, der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft oder die Fachgruppe der WIV-Apotheker.Das erste Treffen soll im April oder Mai stattfinden. Sicherlich wird die Meinungsvielfalt groß sein.
Eckert-Lill: Bei einem Meeting wird es voraussichtlich nicht bleiben. Bis Ende des Jahres möchten wir gemeinsam Chancen und Risiken ausgelotet und festgelegt haben, welchen Weg wir gehen wollen. Die besten Chancen für eine Novellierung hätten wir sicher, wenn wir uns zumindest aufeinen Grundkonsens verständigen könnten.
PZ: Werden auch Politiker in diesen Prozess einbezogen?
Benkert: Das ist erstmal nicht geplant.
PZ: Bedeutet das, dass Sie nicht erwarten, dass die Politik eine dezidierte Meinung zu dem Thema hat?
Thomas Benkert: »Ein Mehr an patientenorientiertem Wissen wäre ein Gewinn.« / Foto: PZ/Alois Müller
Benkert: Wir wissen nicht, ob es im Bundesgesundheitsministerium schon eine Meinung zu einer neuen Approbationsordnung gibt. Generell halten wir es für besser, ausreichend Zeit für die Diskussion unter den Stakeholdern zu investieren, um dann möglichst mit einem Vorschlag zum Ministerium zu gehen, dem breit zugestimmt wurde.
PZ: Könnte eine dieser Forderungen auch die Verlängerung des Pharmaziestudiums sein?
Eckert-Lill: Das wäre für die BAK nur dann eine Option, wenn weder die Zahl der Studierenden noch die Betreuungsintensität an der Universität verringert würde. Dies wiederum geht nicht ohne zusätzliche finanzielle Mittel, die die Länder aufbringen müssten. Aus Gesprächen mit der Politik wissen wir, dass sie Änderungen der Approbationsordnung relativ offen gegenübersteht, solange sie kostenneutral sind.
PZ: Wenn es schließlich zur Novellierung der Approbationsordnung kommt: Wann würden die ersten Pharmaziestudenten danach studieren?
Eckert-Lill: Das würde nach aller Erfahrung vermutlich noch einige Jahre, vielleicht vier oder fünf, dauern.