Erkrankte sterben meist an Covid, nicht mit Covid |
Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein werden täglich zwei mit Covid-19 verstorbene Patienten obduziert. Mediziner wollen herausfinden, ob die Virusinfektion wirklich die Todesursache war und die Erkrankung besser verstehen. / Foto: Shutterstock/sfam_photo
Auch im Januar haben die Sterbefallzahlen in Deutschland über dem Durchschnitt der Vorjahresmonate gelegen. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes starben in diesem Januar 103.804 Menschen, 18 Prozent mehr als durchschnittlich im Januar der vier Vorjahre.
Zurückzuführen sei dies auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe ab 80 Jahren. Bei ihr sei die Zahl um 29 Prozent gestiegen. Bei den Menschen unter 80 Jahren liege das Plus bei 4 Prozent. Ein Vergleich mit der Zahl der beim Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten Covid-19-Todesfälle sei derzeit bis einschließlich 10. Januar möglich, erklärte das Bundesamt. In der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres seien 4881 Menschen mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre gestorben, registriert worden seien zugleich 4966 Covid-19-Todesfälle, 375 Fälle weniger als noch in der Vorwoche. Einen Höchststand habe die Zahl der bestätigten Covid-19-Todesfälle kurz vor dem Jahreswechsel in der Woche zwischen dem 21. bis 27. Dezember mit 5453 Fällen erreicht. Auch bei den gesamten Sterbefallzahlen habe das Plus im Vergleich zu den Vorjahren in dieser Woche mit 6620 einen Höchststand erreicht.
Auffällig sei die Entwicklung weiterhin vor allem in Sachsen, erklärte das Bundesamt. In der ersten Woche des neuen Jahres hätten die Sterbefallzahlen dort 77 Prozent oder etwa 887 Fälle über dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 gelegen. Thüringen verzeichnete demnach ein Plus von 55 Prozent (334 Fälle), Brandenburg von 53 Prozent (353 Fälle), Sachsen-Anhalt von 39 Prozent (273 Fälle) und Hessen von 34 Prozent (468 Fälle).
Der Großteil der von Kieler Pathologen obduzierten Menschen, die sich vor ihrem Tod mit Corona infiziert hatten, ist tatsächlich an Covid-19 gestorben. «Bei 85 Prozent der Fälle konnten wir wirklich bestätigen, dass sie an Covid-19 verstorben sind», sagte der Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Professor Dr. Christoph Röcken. In Kiel wurden bislang mehr als 50 Menschen im Alter von 53 bis über 90 Jahre obduziert, die sich vor ihrem Tod mit SARS-CoV-2 angesteckt hatten. Nur ein kleiner Teil sei mit statt an Covid-19 gestorben, sagte Röcken.
Röcken und sein Team obduzieren aktuell zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben täglich zwei Menschen, die an oder mit Covid-19 gestorben sind. Ihr Ziel: Wissen sammeln über einen Erreger und eine Krankheit, die derzeit überall auf der Welt wüten. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer bundesweiten Initiative von 34 Unikliniken systematisch zusammengetragen. In einem Obduktionsregister werden die Daten aus ganz Deutschland gesammelt und ausgewertet sowie Gewebeproben von an Covid-19 Verstorbenen aufbewahrt. Bislang liegen bundesweite Daten aus dem Obduktionsregister noch nicht vor. Aber er höre von anderen Pathologen bundesweit, dass diese zu ähnlichen Ergebnissen kämen, sagte Röcken.
Das Robert-Koch-Institut verzeichnete bislang mehr als 60.000 Corona-Todesfälle. In die Statistik gehen dabei sowohl Menschen ein, die unmittelbar an der Erkrankung verstorben sind, also auch solche mit Vorerkrankungen, bei denen sich nicht abschließend nachweisen lässt, was die Todesursache war.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.