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Schutzmasken gegen Voucher

Ende der Gratis-Masken-Aktion über Apotheken

Die kostenlose Verteilung von FFP2-Schutzmasken über Apotheken ist seit Freitag beendet. Die Aktion war ein großes Unterfangen: Allein im Januar und im Februar gingen mehr als 257 Millionen Masken an Berechtigte über den HV-Tisch. Apotheker ziehen eine erste Bilanz.
Cornelia Dölger
Ev Tebroke
17.04.2021  09:00 Uhr

Die Corona-Pandemie hat den Apothekern zahlreiche neue Aufgaben beschert. Eine davon ist die kostenlose Abgabe von FFP2- Masken an anspruchsberechtigte Personen. Seit Freitag ist diese rund vier Monate andauernde Aktion beendet. Sie wird vielen Apothekern sicher lange in Erinnerung bleiben, sorgte sie doch aufgrund ihrer Kurzfristigkeit für ein erhebliches Anfangschaos verbunden mit Warteschlangen vor den Offizinen und gestresstem Apothekenpersonal. Denn die Apotheken mussten sich quasi über Nacht auf die große Nachfrage vorbereiten und versuchen, ausreichend Masken zu bestellen.  Angaben des Bundesgesundheitsministerium (BMG) zufolge hatten insgesamt mehr als 34 Millionen Menschen Anspruch auf kostenlose Masken, die galt es zu versorgen.  Allein im Januar und im Februar gingen im Rahmen der vom BMG bestimmten Verteilaktion mehr als 257 Millionen kostenlose FFP2-Masken an Berechtigte über den HV-Tisch. Das ergibt sich aus Zahlen des Bundesamts für soziale Sicherung (BAS), dass die Erstattung der Kosten trägt. Demnach haben sie für diesen Zeitraum rund 43 Millionen Voucher abgerechnet. Für die Monate März und April liegen noch keine Zahlen vor, heißt es auf Anfrage der PZ.

Damit sich vulnerable Gruppen wie etwa über 60-Jährige sowie Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Risikofaktoren besser gegen eine Coronavirus-Infektion schützen können, hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Dezember kurzerhand die Verteilaktion über die Apotheken bestimmt und per Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung vom 14. Dezember geregelt. Die Abgabe von insgesamt 15 Masken pro berechtigter Person sollte in drei Wellen erfolgen. Risikopatienten durften sich zunächst unbürokratisch ab dem 15. Dezember bis zum 6. Januar drei Schutzmasken in einer Offizin ihrer Wahl abholen. Die Apotheker erhielten für diese Adhoc-Aktion und dem damit verbundenen logistischen Aufwand als Ausgleichszahlung eine Pauschale, die sich an der Anzahl der abgegebenen Rx-Packungen der jeweiligen Apotheke orientierte.

Schwieriger Start

Die ersten Wochen hat die Apothekerschaft als schwierig in Erinnerung. Zu Beginn der Aktion habe es neben konkreten Vorgaben, vor allem an Zeit gefehlt, um die Aktion vorzubereiten, also zunächst einmal adäquate Masken zu beschaffen, bilanziert etwa der Apothekerverband Brandenburg. »Der Angebotsmarkt war sehr unübersichtlich. Es gab viele unseriöse Angebote und Apotheken hatten zum Teil große Mühe und hohen, auch personellen Aufwand, die in der Schutzmaskenverordnung geforderten Masken(-Qualitäten) zu beschaffen«, sagte Matthias Braband-Trabandt, Sprecher des Apothekerverbands Brandenburg, auf Nachfrage der PZ. Vor allem kurz vor Weihnachten habe in vielen Apotheken in Brandenburg die Nachfrage die zur Verfügung stehende Menge an Masken deutlich überwogen. Ab Jahresbeginn verbesserte sich die Liefersituation demnach dann deutlich.

Mit Beginn der zweiten Abgabewelle vom 1. Januar bis 28. Februar erhielten Berechtigte sechs weitere Masken gegen Vorlage eines entsprechenden Berechtigungsscheins ihrer Krankenkasse. Mit einem zweiten Voucher bekamen sie dann im Zeitraum vom 16. Februar bis einschließlich 15. April sechs weitere Masken. Für diese beiden Masken-Abgabewellen hatte Spahn zunächst eine Vergütung von 6 Euro je Maske angesetzt. Diese kürzte er jedoch dann für die letzte Abgabewelle auf 3,90 Euro pro Maske. Vor allem die Opposition hatte die Vergütung und die Verteilaktion als überteuert kritisiert. Auch musste Spahn viel Medienschelte einstecken, als öffentlich wurde, dass er die Vergütungshöhe von 6 Euro trotz Bedenken aus dem eigenen Ministerium durchgesetzt hatte. Parallel zur Kürzung des Masken-Honorars erweiterte Spahn die Abgabe von Gratis-Masken auf eine neue Gruppe, die Bezieher von Arbeitslosengeld II. Damit hatten weitere rund 5 Millionen Menschen Anspruch auf Gratis-Schutzmasken. Sie konnten diese einmalig von Ende Februar bis zum 6. März in den Apotheken abholen. Insgesamt hat das BMG für die Maskenverteilung rund 2,2 Milliarden Euro veranschlagt. 

Positive Bilanz der Apotheker

Grundsätzlich haben die Apotheken bei der Verteilaktion trotz anfänglicher Widrigkeiten bei der Umsetzung anscheinend großen Einsatz gezeigt. Die Apotheken in Brandenburg hätten sich besonders in der ersten Abgabephase im Dezember »mit enormem Engagement an der Verteilaktion beteiligt«, betonte Braband-Trabandt. Dem pflichtet Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), bei. Alle Apotheken, so auch im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW, hätten während der Aktion eine Verlässlichkeit für die Patientinnen und Patienten gezeigt, die das Vertrauen in sie noch einmal verstärkt habe. Es sei richtig gewesen, die »logistische Schwarmintelligenz« des Apothekennetzes zu nutzen, so Preis zur PZ. Dadurch hätten die Masken schnell verteilt werden können. »Die Verordnung trat Mitte Dezember in Kraft und schon zu Weihnachten waren 30 Prozent der Bevölkerung mit hochwertigen Masken versorgt«, sagte Preis.

Wie viele Gratis-Masken letztendlich insgesamt im Rahmen der Aktion von den Apotheken an Berechtigte verteilt wurden, bleibt noch abzuwarten Die Abrechnungen für den Monat März sollen laut BAS am 26. April vorliegen, die aus April dann Ende Mai.  Preis zieht auf alle Fälle eine positive Bilanz. Insgesamt sei es während der Maskenaktion an den Apothekerinnen und Apothekern gewesen, politische Unzulänglichkeiten und Versäumnisse aufzufangen. »Das haben sie zuverlässig erledigt.«

 

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