EMA spricht sich für Auffrischung mit Spikevax aus |
Christina Hohmann-Jeddi |
26.10.2021 13:30 Uhr |
Die EMA hat eine dritte Impfdosis von Spikevax befürwortet. Über die Zulassung wird im Anschluss die Europäische Kommission entscheiden. / Foto: Adobe Stock/Natascha
Grundlage der Entscheidung bilden laut Europäischer Arzneimittelagentur (EMA) Daten, die zeigten, dass eine dritte Dosis des mRNA-Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 sechs bis acht Monate nach der Grundimmunisierung die Antikörpertiter deutlich anheben können. Die Boosterdosis betrage 50 µg und damit die Hälfte der in der Grundimmunisierung verwendeten Impfstoffdosis, heißt es in der EMA-Mitteilung. Den Daten zufolge gleiche das Sicherheitsprofil nach der dritten Gabe dem der zweiten Gabe. Die Raten von Myokarditis und Perikarditis, die als seltene Nebenwirkungen bei den mRNA-Impfstoffen auftreten können, würden nach der Boosterdosis genau überwacht. Die EMA empfiehlt aber eine Boosterung nicht generell, sondern spricht sich dafür aus, dass eine dritte Dosis bei Personen ab 18 Jahren erwogen werden kann.
Anfang Oktober hatte die Behörde eine zusätzliche Impfdosis der Coronaimpfstoffe Spikevax® und Comirnaty® von Biontech/Pfizer für immungeschwächte Personen empfohlen. Die Produktinformationen wurden entsprechend geändert. Zudem hatte sich die EMA zu diesem Zeitpunkt schon für eine mögliche Boosterung mit Comirnaty für immungesunde Erwachsene ausgesprochen. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer hat inzwischen die entsprechende Zulassung für eine Auffrischungsimpfung von der Europäischen Kommission erhalten. Das teilte Biontech am Montag mit. Die Zulassung gelte für alle Personen ab 18 Jahre und für stark immungeschwächte Kinder ab zwölf Jahre. Immungesunde sollen die dritte Dosis mindestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung erhalten und Immundefiziente (ab zwölf Jahren) mindestens 28 Tage nach Erhalt der zweiten Dosis – als Optimierung der Grundimmunisierung.
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit Anfang Oktober allen Personen über 70 Jahre, die bereits gegen Covid-19 vollständig geimpft sind, eine Auffrischung. Eine Boosterung sollten auch Personen erhalten, die mit dem Janssen-Impfstoff immunisiert wurden. Bei diesem ist laut Zulassung nur eine Impfdosis vorgesehen.
Die Boosterungen kommen in Deutschland nur schleppend voran: Bislang erhielten Daten des Robert-Koch-Instituts zufolge 1,4 Millionen Menschen eine dritte Impfdosis. Aufgrund der steigenden Coronainzidenzen haben sich Politiker und Experten laut einem Bericht der Deutschen Presseagentur nun für mehr Dritt-Impfungen gegen Covid-19 bei Älteren und Risikogruppen ausgesprochen. »Booster-Impfungen für die vulnerablen Gruppen werden gerade mit Blick auf die steigenden Zahlen dringend gebraucht«, sagte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes der niedergelassenen Ärzte, der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (NOZ/Dienstag). »Leider ist das nicht bundesweit einheitlich geregelt, so dass es mancherorts zu Verzögerungen kommt.« Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag): »In Anbetracht der steigenden Fallzahlen auch bei Älteren ist eine neue Impfkampagne zur Nutzung der Booster-Impfungen in dieser Altersgruppe jetzt unbedingt nötig.«
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, beklagte den »schleppenden Verlauf« bei den Drittimpfungen. »Die Kassenärztlichen Vereinigungen tragen die Verantwortung dafür, dass nach gut drei Monaten gerade mal 12 Prozent der über 70-Jährigen ein drittes Impfangebot erhalten haben«, sagte Brysch der NOZ. »Jetzt rächt es sich, dass gerade auf Druck der Kassenarztfunktionäre die Impfzentren und mobilen Teams größtenteils abgeschafft wurden.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.