EMA beobachtet neue Nebenwirkungen |
Christina Hohmann-Jeddi |
12.08.2021 12:30 Uhr |
Ob eine Entzündung der Glomerula in den Nieren eine seltene Nebenwirkung der mRNA-Impfstoffe ist, untersucht derzeit die EMA. / Foto: Adobe Stock/Prostock-studio
In ihrem monatlichen Sicherheitsupdate zu den Covid-19-Vakzinen hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) am Mittwoch mitgeteilt, dass sie weitere potenzielle unerwünschte Wirkungen der mRNA-Impfstoffe Comirnaty® (Biontech/Pfizer) und Spikevax® (Moderna) untersucht. Dabei handelt es sich um die entzündliche Hautreaktion Erythema multiforme sowie um die beiden Nierenerkrankungen Glomerulonephritis und nephrotisches Syndrom.
Sie untersuche eine kleine Zahl von Fällen von Erythema multiforme, die in zeitlichem Zusammenhang zu den Impfungen aufgetreten seien und an das Meldesystem Eudra-Vigilance gemeldet wurden, heißt es vonseiten der EMA. Insgesamt sind dort 134 Meldungen zu der Erkrankung für Comirnaty und 139 für Spikevax gelistet. Die Erkrankung ist eine akute Entzündung der Haut und Schleimhaut, die sich als charakteristische runde Läsionen auf den Geweben manifestiert. Auch die Gelenke können geschwollen sein. Ein häufiger Auslöser sind Infektionen. Noch sei unklar, ob die Erkrankung durch die mRNA-Impfstoffe ausgelöst wurde oder ob sie nur zufällig in zeitlicher Nähe zu den Impfungen aufgetreten sei, heißt es von der Behörde. Sie habe weitere Informationen und Daten von den Herstellern angefordert.
Der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der EMA hat zudem eine Untersuchung von Nierenerkrankungen begonnen, die ebenfalls mit den mRNA-Impfstoffen in Verbindung stehen könnten. Er prüfe, ob eine Entzündung der Filterteile der Nierenkörperchen (Glomerula), die sogenannte Glumerulonephritis, und in der Folge das nephrotische Syndrom mögliche Nebenwirkungen der Vakzinen sein könnten. Ein nephrotisches Syndrom, bei dem zu viel Protein in den Urin gelangt und das durch Ödeme gekennzeichnet ist, kann häufig eine Folge einer Glomerulonephritis sein. Betroffene können blutigen oder schaumigen Urin, Wasserablagerungen in den Beinen, Füßen oder Augenlidern aufweisen und unter Fatigue leiden, so die EMA.
Die Untersuchung sei aufgrund einer kleinen Zahl von Berichten zu Nierenerkrankungen nach Impfung in der medizinischen Literatur gestartet worden. Darunter seien auch Patienten gewesen, die einen Rückfall eines bestehenden Nierenleidens erlebt hatten. Insgesamt sind der Eudra-Vigilance-Datenbank acht Fälle von Glomerulonephritis und 56 Fälle von nephrotischem Syndrom für Comirnaty und sieben beziehungsweise acht für Spikevax gemeldet worden. Auch hier ist ein kausaler Zusammenhang zwischen den Nierenerkrankungen und den Impfungen nicht nachgewiesen und die EMA hat weitere Informationen und Daten von den Herstellern angefordert.
Der PRAC untersucht weiterhin den Zusammenhang von Menstruationsbeschwerden und Covid-19-Impfungen, und zwar zu allen vier zugelassenen Vakzinen. Hier konnte ein kausaler Zusammenhang bisher nicht festgestellt werden. Menstruationsbeschwerden seien ausgesprochen häufig und hätten verschiedenste Ursachen, heißt es in den Sicherheitsberichten.
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