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SARS-CoV-2-Immunität

dm verkauft online Corona-Antikörpertests

Ab sofort ist über die Website von der Drogeriemarktkette dm ein Antikörpertest erhältlich, der nachweisen soll, ob jemand eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hat. Der Test besteht nur aus einem Probeentnahme-Set. Damit könne eine Blutprobe an ein Labor gesendet werden, das dann wiederum das Testergebnis übermittelt. Antikörpertests in dieser Form dürfen laut Bundesministerium für Gesundheit direkt an Patienten abgegeben werden.
Charlotte Kurz
23.10.2020  10:34 Uhr

dm sorgte bereits im Juli für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die Drogeriemarktkette in Österreich PCR-Tests zur Diagnose einer Coronavirus-Infektion verkauft. Ab sofort bietet dm nun einen Coronavirus-Test ebenfalls in Deutschland an, allerdings keine PCR-Tests für die akute Diagnose, sondern Antikörpertests, mit denen sich feststellen lässt, ob man eine Infektion durchgemacht hat. Der Test kann nur online bestellt werden. 

Dabei handelt es sich nicht um einen Schnelltest, der das Testergebnis sofort anzeigt, sondern lediglich um ein Probeentnahme-Set der Firma Cerascreen. Personen, die sich auf SARS-CoV-2-Antikörper testen lassen wollen, können somit zuhause mithilfe einer Lanzette eine Blutprobe aus dem Finger abnehmen und diese an ein Partnerlabor des Testherstellers schicken, wo ein ELISA-Test durchgeführt wird. Cerascreen, ein Unternehmen mit Sitz in Schwerin, bietet Gesundheitsdiagnostik an und verkauft diverse Blut- sowie Selbsttests. Cerascreen produziert und verkauft auch PCR-Tests.

Der dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer erklärte dazu: »Wir bei dm möchten gegenüber unseren Kunden unserer Verantwortung als kompetenter Anbieter von Gesundheitsprodukten gerecht werden. Daher haben wir uns dafür entschieden, ein Antikörper-Testkit in unser Sortiment aufzunehmen […].« Kostenpunkt: Knapp 60 Euro für das Testkit inklusive Labordiagnostik.

Antikörpertests werden nicht als Nachweis einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 verwendet, sondern dienen lediglich als Hinweis auf vergangene Infektionen. Antikörper sind Expertenmeinungen zufolge ein bis zwei Wochen nach dem Auftreten erster Symptome nachweisbar. Antikörpertests eignen sich daher nicht für die Diagnose einer akuten Infektion. Der Test von Cerascreen soll daher frühestens 14 Tage, nachdem Symptome auftraten, durchgeführt werden. Das Labor untersucht die Blutprobe dann auf IgG-Antikörper. Allerdings ist der Nutzen der Tests umstritten, manche Experten gehen davon aus, dass die Tests für einen Immunitätsnachweis ungeeignet sind. Akute Infektionen werden mit Antigentests und PCR-Tests nachgewiesen.

Der Test von Cerascreen hat laut Herstellerangaben eine Spezifität von 98,9 bis 99,2 Prozent und eine Sensitivität von 97,3 bis 100 Prozent.

Abgabe laut BMG zulässig

Über die Abgabe von Antikörpertests entbrannte im September eine Diskussion. Ein Antikörpertest der Leipziger Firma Adversis Pharma sollte auch über Apotheken an Endverbraucher abgeben werden können. Doch eigentlich dürfen »In-vitro Diagnostika, die für den direkten oder indirekten Nachweis eines Krankheitserregers« laut Medizinprodukte-Abgabeverordnung (MPAV) nur an medizinisches Personal abgegeben werden (siehe MPAV §3 Nummer 4).

Die ABDA betonte zunächst, dass Apotheken die Tests demnach nicht verkaufen dürfen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) erklärte jedoch, dass, wenn lediglich ein Probeentnahme-Set verkauft werde, das Produkt auch an Patienten direkt abgegeben werden dürfe. Da das Labor unter ärztlicher Aufsicht steht und das Ergebnis von dort an die Patienten übermittelt werde, steht die Medizinprodukte-Abgabeverordnung der Abgabe dieser Tests nicht im Wege, so das BMG.

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