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Prostatakrebs-Screening

Diskussion um Nutzen der PSA-Wert-Bestimmung

Eine Bestimmung des PSA-Werts zur Früherkennung von Prostatakrebs kann wenigen Männern nützen, deutlich mehr aber schaden. Zu diesem Schluss kam kürzlich das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die in der Deutschen Gesellschaft für Urologie organisierten Urologen sehen das jedoch ganz anders.
Annette Mende
14.01.2020  14:00 Uhr

Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein Biomarker, der unter anderem durch eine Krebserkrankung, aber auch durch andere Erkrankungen oder eine mechanische Belastung der Vorsteherdrüse erhöht sein kann. Ein erhöhter PSA-Wert ist daher kein Krebsnachweis, eine Bestimmung kann aber bei manchen Männern im Rahmen der Früherkennung trotzdem sinnvoll sein. Von der generellen Bestimmung des PSA-Werts zum Screening auf Prostatakrebs riet das IQWiG in einem kürzlich veröffentlichten Vorbericht zu einem Gutachten im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ab. Die Begründung: Ein PSA-Screening erspare einigen Patienten die Belastungen einer metastasierten Krebserkrankung, Schäden durch Überdiagnosen und Übertherapie überwögen jedoch.

Daran übt nun die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) scharfe Kritik. Die vom IQWiG präsentierten Ergebnisse und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen seien nicht kongruent und würden von der Datenlage nicht unterstützt, heißt es in einer Mitteilung. Lege man den in Deutschland üblichen Cut-off-Wert für das PSA von 4 ng/ml zugrunde, sei nur bei einem geringen Anteil der Patienten, nämlich 0,7 bis 1,6 Prozent, mit einer Überdiagnose zu rechnen. Potenziell negative Folgen wie Ängste oder zusätzliche Untersuchungen würden vom IQWiG zwar genannt, aber nicht mithilfe von Daten quantifiziert beziehungsweise objektiviert. Wichtige aktuelle Studien, die der Argumentation des IQWiG zuwiderliefen, seien nicht oder nur teilweise berücksichtigt worden.

Die DGU bemängelt auch die Verwendung des Begriffs »falsch positiv« in dem IQWiG-Bericht, da er insbesondere für Patienten irreführend sei. Ein PSA-Wert größer 4 ng/ml sei kein Beweis für ein Prostatakarzinom. Auch sei zu bedauern, dass in der Presse infolge des Berichts die individualisierte Früherkennung mit dem populationsbasierten PSA-Screening vermengt worden sei. Hierduch bestehe die Gefahr, dass Männer Früherkennungsuntersuchungen vermeiden – mit allen negativen Konsequenzen. Ihre Kritik will die DGU dem IQWiG nun im Rahmen des Stellungnahmeverfahrens offiziell vorlegen.

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