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Deutschlandstipendium

»Die Tür zu mehr Selbstständigkeit«

Antonia auf der Horst und Yvonne Deppisch sind Pharmaziestudentinnen des dritten und achten Fachsemesters an der Freien Universität Berlin und werden durch das Deutschlandstipendium gefördert. Hier schildern sie, was das für sie bedeutet.
Antonia auf der Horst und Yvonne Deppisch
17.02.2022  07:00 Uhr

Das Deutschlandstipendium gibt es seit mittlerweile mehr als zehn Jahren in Deutschland. Bundesweit werden mehr als 28.000 Studierende finanziell mit 300 Euro monatlich unterstützt. Ziel ist es, vielversprechende Studierende aller Nationalitäten und aus allen Teilen der Gesellschaft so zu fördern und zu unterstützen, dass sie sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren können.

Ausgeschrieben wird das Stipendium einmal im Jahr, meist zum Wintersemester. Studierende können sich bei ihrer teilnehmenden Hochschule bewerben. Dabei spielen nicht nur schulische und Studienleistungen eine Rolle, sondern auch mögliche berufliche Erfahrungen, außerfachliches Engagement oder biografische Hindernisse. Aus diesem Grund lohnt es sich auf jeden Fall, sich auch dann zu bewerben, wenn man kein 1,0-Abitur hat – die Chancen stehen nicht schlecht, trotzdem ein Stipendium zu bekommen.

Große Entlastung 

Das Deutschlandstipendium bedeutet für uns zunächst eine große Entlastung während des Studiums. Wir haben uns zum Glück nie viele Gedanken über unsere finanzielle Lage machen müssen. Und das liegt nicht zuletzt an der Unterstützung durch das Stipendium. Gerade bei einem so zeitaufwendigen Studium wie dem der Pharmazie ist es zeitweise schwierig, einen Nebenjob zu bewältigen. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir während besonders lern- und zeitintensiver Phasen oder unbezahlter Pflichtpraktika durch das Deutschlandstipendium aufhören können zu arbeiten, um uns ganz auf das Studium zu konzentrieren.

Solange die Gelder der Stifter weiterhin bewilligt werden und die jährliche Leistungsüberprüfung den Anforderungen entspricht, sollen die Stipendiaten möglichst über die gesamte Studienzeit im Programm bleiben können. Das gibt zusätzliche Sicherheit, da man sich nicht jedes Förderjahr neu für ein Stipendium bewerben muss.

Für uns ist das Deutschlandstipendium außerdem die Tür zu mehr Selbstständigkeit und Selbstbestimmung. Viele Studierende würden für ihr Studium gerne von zu Hause wegziehen, um in einer anderen Umgebung besser verstehen zu können, wie sie sich ihr Leben vorstellen. Aber auf eigenen Füßen zu stehen, kostet Geld. Und deshalb ist es nicht allen Studierenden möglich, diesen Schritt zu gehen. Wir wollen nicht behaupten, dass das Deutschlandstipendium allein ausreicht, um eine solche Unabhängigkeit zu erreichen, aber es gibt uns in jedem Fall eine gewisse Sicherheit und Freiheit. Damit kann es eine große Hilfe auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit sein.

Mehr als finanzielle Förderung

Das Besondere am Deutschlandstipendium ist, dass die Hälfte des Fördergeldes vom Bund und die andere Hälfte von privaten Stiftern kommt. Da diese Stifter in den meisten Fällen Studierende fördern, die aus demselben Fachbereich kommen, ergeben sich so neben der finanziellen Förderung auch zahlreiche Möglichkeiten zum Kontakteknüpfen. Außerdem wird den Stipendiaten ein umfassendes Begleitprogramm angeboten – von Workshops bis zu Mentoring-Programmen. Beispielsweise haben wir vergangenes Jahr einen Workshop zum Thema »Resilienz und Stressbewältigung im Studium« besucht.

Auch die Partnerschaft zu unseren Förderern – der Landesgruppe der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) Berlin-Brandenburg – ist für uns von großem Wert. Ohne das Stipendium wären wir wohl nicht so schnell auf die Arbeit der DPhG aufmerksam geworden. Nun sind wir froh darüber, ihr großes Angebot an Vorträgen zu unterschiedlichsten pharmazeutischen Themen nutzen zu können. Das hilft vielleicht gerade am Anfang des Studiums, wenn man sich mehr mit naturwissenschaftlichen Grundlagen und weniger mit tatsächlich pharmazeutischen Themen auseinandersetzt, sein Ziel vor Augen zu behalten.

Besonders gut geeignet für den Kontaktaufbau zu den Stiftern ist die jährliche Stipendien-Vergabefeier, bei der es neben einem Programm und der Urkundenübergabe die Möglichkeit gibt, mit seinen Stiftern ins Gespräch zu kommen und sich mit anderen Stipendiaten auszutauschen. 

Kontakte knüpfen

Der Austausch mit anderen Stipendiaten gestaltet sich zwar zu Zeiten der Covid-19-Pandemie etwas schwieriger, aber die Verantwortlichen geben sich große Mühe, trotzdem zu ermöglichen, dass Kontakte geknüpft werden. Bei der Abschlussveranstaltung des Förderjahres 2020/21, die digital stattgefunden hat, konnten wir uns bereits mit anderen Stipendiaten austauschen. Solche Unterhaltungen sind gerade deshalb so spannend, da die anderen Stipendiaten oft aus anderen Fachbereichen kommen und sich viele von ihnen durch ein besonderes Engagement auszeichnen.

Der Austausch zwischen Studienanfängern und Studierenden, die schon kurz vor ihrem Abschluss stehen, der Kontakt zu Studierenden unterschiedlichster Fachbereiche und generell zu jungen Menschen mit verschiedenen Hintergründen birgt eine große Chance, den eigenen Horizont zu erweitern.

Wir würden deshalb allen Studierenden, die die Grundvoraussetzungen für ein Deutschlandstipendium erfüllen, empfehlen sich zu bewerben. Tatsächlich bewerben sich weniger Studierende, als man erwarten würde. Damit hat jeder eine reale Chance, Empfänger eines Stipendiums zu werden.

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