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Befürchtung eingetreten

Die Pandemie der Ungeimpften

Neue Daten aus den USA und aus Deutschland bestätigen: Schwer von Covid-19 betroffen sind mittlerweile vor allem Ungeimpfte. Auch für Geimpfte sind die Statistiken aber interessant, denn sie zeigen, dass Boostern unerlässlich ist.
Annette Rößler
05.11.2021  15:00 Uhr

Die vollständige Grundimmunisierung mit einem mRNA-Impfstoff, also Comirnaty® von Biontech/Pfizer oder Spikevax® von Moderna, senkt die Wahrscheinlichkeit, wegen Covid-19 ins Krankenhaus zu müssen oder daran zu sterben, drastisch. Die Schutzwirkung von Comirnaty lässt dabei schneller nach als die des Konkurrenten. Dies sind die beiden Hauptaussagen einer Studie, die ein Team um Dr. Mark W. Tenforde von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC aktuell im Fachjournal »JAMA« veröffentlichte.

Die Autoren werteten die Daten von 4513 erwachsenen Personen aus, die zwischen dem 11. März und dem 15. August in 21 US-Kliniken stationär behandelt worden waren. Von den 1983 Patienten, bei denen Covid-19 der Grund für die Hospitalisierung war, waren 1669 (84 Prozent) nicht geimpft. Bei den Kontrollen, die aus einem anderen Grund stationär aufgenommen wurden, lag die Impfquote dagegen viel höher (55 Prozent). Eine Krankenhauseinweisung aufgrund von Covid-19 war somit signifikant assoziiert mit dem Status »nicht geimpft«.

Das Risiko, trotz Impfung hospitalisiert zu werden, stieg bei immungeschwächten Patienten; in dieser Gruppe waren 40 Prozent der Covid-19-Patienten geimpft. Ein höheres Risiko hatten auch Personen, bei denen die Impfung bereits länger als 120 Tage zurücklag, vor allem, wenn sie Comirnaty erhalten hatten: 5,8 Prozent der hospitalisierten Covid-19-Patienten waren vor mehr als 120 Tagen mit Comirnaty geimpft worden, 1,9 Prozent mit Spikevax. Nach 28 Tagen waren in einer Subgruppe von 1197 Covid-19-Patienten halb so viele Geimpfte wie Ungeimpfte gestorben oder mussten mechanisch beatmet werden, nämlich 12 versus 25 Prozent.

In einem begleitenden Editorial stellt Professor Dr. Michael Klompas von der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, die Studie in einen größeren Kontext. Andere Untersuchungen hätten mittlerweile ebenfalls gezeigt, dass Durchbruchinfektionen mitunter schwer verlaufen könnten, vor allem bei Immungeschwächten. In aller Regel hätten Geimpfte aber einen milderen Verlauf und eine schneller absinkende Viruslast als Ungeimpfte, auch bei Infektionen mit der Delta-Variante. Die nachlassende Wirksamkeit insbesondere des Biontech/Pfizer-Impfstoffs müsse aber zu denken geben. Sollte sie sich in weiteren Studien bestätigen, unterstreiche das die Notwendigkeit eines Boosters. Klompas verweist auf jüngste Daten aus Israel, wonach sich mit einer Boosterimpfung die Schutzwirkung von Comirnaty wieder deutlich verbessern lasse.

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