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Versorgungswerke

Die Altersvorsorge ist trotz Krise sicher

Die Coronavirus-Krise schüttelt die Finanzmärkte durch. Auch die Versorgungswerke der Apotheker in Deutschland kommen an den Turbulenzen nicht vorbei. Bislang kann von Panik aber keine Rede sein. Sie denken nicht in Monaten, sondern in Jahrzehnten, betonen die Versorger auf Nachfrage der PZ.
Jennifer Evans
Cornelia Dölger
23.10.2020  12:15 Uhr

In der Krise galt es demnach zunächst, die zahlreichen Fragen der Mitglieder zu beantworten, erklärte etwa Christian Schmidt, Vorstand des Versorgungswerks der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sowie Leiter der Ständigen Konferenz der insgesamt neun Versorgungswerke für Apotheker in Deutschland, im Gespräch mit der PZ. Insbesondere sei es dabei um den  »Wunsch nach Stundung von Beiträgen und nach Fragen zur Handhabung von Beiträgen im Falle von angeordneter Quarantäne und bei Kurzarbeit« gegangen.

Tatsächlich hätten die Werke zu Beginn der Pandemie vor der Frage gestanden, ob die Mitglieder ihre Beiträge überhaupt entrichten können, berichtete Peter Hartmann, Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft  berufsständischer Versorgungswerke (ABV). Hier sei die Situation aus seiner Sicht aber einigermaßen ruhig. »Wir hören Gott sei Dank, dass entsprechende Nachfragen nur selten vorkommen«, so Hartmann zur PZ.

Werke setzen auf Absicherung

Auf Seiten der Kapitalerträge sei es für die Versorgungswerke hilfreich gewesen, dass sie schon länger auf Absicherungskonzepte setzen, durch die krisenhafte Entwicklungen aus der Kapitalanlage gewissermaßen entfernt werden könnten, erklärte Hartmann weiter. »Bestes Beispiel ist der Aktienmarkt, der zu Beginn der Corona-Krise massiv eingebrochen war.« Bei der Aktienanlage hätten so genannte Overlays dazu beigetragen, dass größere Verluste vermieden werden konnten. Diese Einschätzung bestätigte auch Schmidt.

»Hilfreich war in diesem Zusammenhang zudem, dass Versorgungswerke traditionell sehr diversifiziert anlegen«, erklärte der ABV-Hauptgeschäftsführer. Diese breite Diversifizierung der Portfolios habe sich bewährt, weil sich »das Niedrigzinsumfeld weiter zementiert« habe, sagte auch Schmidt. Einen solchen Ansatz hält er für die beste Möglichkeit, um weiterhin Renditen bei vertretbarem Risiko erzielen zu können.

Auch das Bayerische Versorgungswerk, das größte der deutschen Apothekerversorgungswerke, setzt auf Vielfältigkeit. »Die von uns seit vielen Jahren verfolgte Anlagestrategie, die Gelder über viele Anlageklassen breit zu streuen, hat sich bereits in der nun schon über elf Jahre andauernden Niedrigzinsphase bewährt«, heißt es auf Anfrage. »Wir alle wissen nicht, wie sich die Welt entwickeln wird, deshalb sind unsere breite Aufstellung der Kapitalanlage und deren intelligente Steuerung entscheidend.«

Krisenszenarien werden durchgespielt

Um auf Krisen wie jetzt vorbereitet zu sein, spielt das Versorgungswerk mit Sitz in München regelmäßig verschiedene Verläufe im Kapitalmarkt durch. Mit einem sogenannten Szenarien-Generator, der eintausend mögliche Szenarien unter verschiedenen ökonomischen Gesichtspunkten bewertet, könne man kurzfristig auf Schwankungen an den Aktienmärkten reagieren. 

Ob es sich um ein eher kleines oder großes Versorgungwerk handele, mache in der Krise übrigens keinen Unterschied, erläuterte ABV-Chef Hartmann. Allenfalls könne ein großes Werk vielleicht ein besonders großes Projekt besser meistern oder ein kleines könne eine Investition tätigen, die sich für ein großes nicht lohnt. Generell gelte aber, dass alle professionell gemanagt werden, die Märkte kennen und Opportunitäten für sich nutzen. Zudem seien die Werke untereinander gut vernetzt.

Bundesanleihen und Pfandbriefe sind passé

Bereits vor der Krise habe man das Portfolio systematisch diversifiziert, schildert auf Anfrage auch Jens Hennes, Geschäftsführer des Versorgungswerks Nordrhein. »Die Zeiten, in denen Versorgungswerke oder auch Lebensversicherungen ihr Geld in Bundesanleihen und Pfandbriefe schwerpunktmäßig investierten, sind leider schon lange vorbei.« Noch vor 20 Jahren habe eine zehnjährige Bundesanleihe eine Rendite von knapp 6Prozent erbracht – heute liege diese bei minus 0,5 Prozent.

Neben sicheren Zinspapieren investiere das Versorgungswerk in Nordrhein immer stärker in Wertpapiere, die zwar ein gewisses Risiko enthielten, aber auch mehr Rendite brächten. Risikoreichere Anlagen würden grundsätzlich mit sogenannten Risikoträgern abgesichert. Als Faustregel gelte: Je mehr Positionen mit höherer Renditeerwartung und entsprechend erhöhtem Risiko aufgenommen werden, desto größer muss die Risikoträgerposition sein. »Das ist wie auf der Autobahn: Je höher die Geschwindigkeit, desto größer muss der Sicherheitsabstand zum Vordermann sein«, erklärte Hennes.

Um weiterhin gewappnet zu sein, müssen die Kapitalanlagen regelmäßig kontrolliert werden, betonte Christian Schmidt aus Westfalen-Lippe. Den Versorgungswerken komme zwar zugute, dass sie »ein sehr erfolgreiches Jahr 2019 hinter sich haben und weitere Reserven aufbauen konnten«. Dennoch gingen die Folgen der Coronavirus-Krise auf die Finanzmärkte nicht spurlos an den Kapitalanlagen vorbei.

Alternative Investments gewinnen an Bedeutung

Es gelte also zu prüfen, ob sich die Anlagen auch weiterhin als »renditestark auszeichnen«, so Schmidt. Zuletzt hätten auch alternative Investments an Bedeutung gewonnen. Viele Werke hätten schon frühzeitig in Private Equity investiert und Infrastrukturinvestments getätigt. Parallel hätten die Versorgungswerke etwa in Immobilien investiert. Aktuell belaufe sich der Immobilien-Anteil auf durchschnittlich 19 Prozent. Bei den Aktien sind es Schmidt zufolge im Schnitt etwa 25 Prozent. Wie sich die Immobilienmärkte angesichts der Krise entwickeln, wollen die Versorgungswerke seinen Angaben zufolge im Blick behalten.

Auf die Frage, ob die Mitglieder womöglich um ihre Altersvorsorge fürchten müssen, antwortete Schmidt: »Definitiv nein. Unser Versorgungswerk steht stabil da.« Sämtliche Versorgungswerke stünden stabil am Markt, weil sie traditionell langfristig anlegten. »Wir denken nämlich nicht in Monaten, wir denken in Jahrzehnten«, hob er hervor.

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