»Der Minister will kein Dispensierrecht für Ärzte« |
Die ABDA-Spitze rund um ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat sich am vergangenen Freitag erstmals mit Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) getroffen. / Foto: ABDA/Erik Hinz
In der Regel versuchen neu vereidigte Bundesgesundheitsminister/-innen, in den ersten Wochen ihrer neuen Tätigkeit Termine mit den wichtigsten Interessenvertretern im Gesundheitswesen zu vereinbaren. Solche Gespräche dienen einerseits dazu, sich kennenzulernen, andererseits aber auch, um mögliche Themen für die anstehende Legislaturperiode zu besprechen. Auch mit den Apothekern hätte es in den vergangenen Monaten einiges zu besprechen gegeben: Immerhin will das Bundesgesundheitsministerium den Pharmazeuten die Vergütung kürzen, es gibt Probleme bei der E-Rezept-Einführung, und mit dem Covid-19-Therapeutikum Paxlovid wurde den Ärzten erstmals ein eingeschränktes Dispensierrecht eingeräumt.
Doch ein solches Treffen zwischen Vertreterinnen und Vertretern der ABDA und Lauterbach ließ bislang auf sich warten. Erst am vergangenen Freitagnachmittag hatte die ABDA-Spitze dann erstmals die Möglichkeit, ihre Anliegen im BMG direkt an den Minister zu adressieren. Immerhin: Bei einem für die Apotheker wichtigen Thema gibt es nach dem Treffen nun mehr Klarheit. Denn Lauterbach hat der ABDA zugesichert, dass er nicht vorhabe, den Ärzten ein Dispensierrecht einzuräumen.
Zur Erklärung: Die Standesvertretungen der niedergelassenen Mediziner hatten – offenbar als Reaktion auf die neu eingeführten Apotheken-Impfungen und die pharmazeutischen Dienstleistungen – mehrfach gefordert, dass auch Ärzte Arzneimittel abgeben können. Weil das Ministerium den Medizinern im August erstmals erlaubte, das Covid-19-Therapeutikum Paxlovid selbst abzugeben, war die Befürchtung in der Apothekerschaft zuletzt groß, dass Lauterbach den Medizinern ein (eingeschränktes) Dispensierrecht einräumen könnte. Doch laut ABDA wird das nicht passieren. Denn die Standesvertretung teilte am heutigen Montagvormittag mit, dass der Minister ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zugesichert habe, dass das Dispensierrecht nicht über den Fall Paxlovid hinausgehen werde.
Die Verteilung von Paxlovid über Ärzte sei der Corona-Notsituation geschuldet, unterstrich der Minister demzufolge. Damit sei eine Ausweitung des Dispensierrechts, wie es teilweise auch von Hausärzten gefordert wird, vom Tisch, so die ABDA. »Ich begrüße die klaren Worte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Das Dispensierrecht gehört und bleibt damit in der Hand der Apothekerinnen und Apotheker. Das ist gut so«, sagte Gabriele Regina Overwiening nach dem Gespräch. Mit der Paxlovid-Entscheidung sei die bewährte Trennung zwischen ärztlicher und pharmazeutischer Tätigkeit ohne triftigen Grund und ganz ohne Not aufgehoben worden, so Overwiening weiter. Die ABDA-Präsidentin machte in dem Gespräch mit dem Minister klar, dass die Apotheken weiter alles dafür tun werden, um Patienten per Botendienst so schnell wie möglich mit Paxlovid zu versorgen.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat auch im PZ-Podcast »PZ Nachgefragt« über das angespannte Verhältnis zur Ärzteschaft gesprochen. Hier kommen Sie direkt zur Folge.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.