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Nach Todesfall

Dänemark und Norwegen stoppen Impfungen mit Astra-Zeneca-Vakzine

In Dänemark und Norwegen wird der Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca nach Meldungen von schweren Thrombosen nach der Impfung bis auf Weiteres nicht mehr verwendet. Noch ist ein Kausalzusammenhang jedoch nicht belegt. Auch die EMA ermittelt.
Annette Rößler
11.03.2021  13:39 Uhr

Die Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff würden ab sofort pausiert, teilte die staatliche dänische Gesundheitsbehörde Sundhetsstyrelsen heute mit. Dies geschehe als Reaktion auf mehrere Fälle von schweren Thrombosen bei Personen, die zuvor mit der Vakzine geimpft worden seien. Ein Patient in Dänemark sei gestorben. Zum jetzigen Zeitpunkt sei keine Aussage darüber möglich, ob zwischen den Vorfällen und der Impfung ein Kausalzusammenhang bestehe, so das Sundhetsstyrelsen.

Wenige Stunden nach der Entscheidung aus Dänemark setzte laut Nachrichtenagentur dpa auch Norwegen die Impfungen mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens bis auf Weiteres aus. Das teilte das norwegische Gesundheitsinstitut FHI am Donnerstag mit. Diese Maßnahme werde aus Vorsicht getroffen, man wolle Informationen abwarten, ob ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und dem Fall bestehe, sagte der für den Infektionsschutz zuständige FHI-Direktor Geir Bukholm auf einer Pressekonferenz in Oslo.

Zuvor hatte bereits Österreich die Verimpfung der Astra-Zeneca-Vakzine aus denselben Gründen teilweise gestoppt. Die dortigen Behörden reagierten damit auf einen Todesfall infolge multipler Thrombosen und eine schwere, aber nicht tödliche Lungenembolie bei zwei Krankenschwestern aus dem Landesklinikum Zwettl, die zuvor die Astra-Zeneca-Impfung erhalten hatten. Beide waren mit Impfstoff der Charge ABV5300 geimpft worden, woraufhin die Impfungen mit dieser Charge der Vakzine in Österreich ausgesetzt wurden. Mittlerweile habe eine weitere Krankenschwester in Graz ebenfalls nach Astra-Zeneca-Impfung eine Lungenembolie entwickelt und werde deshalb auf der Intensivstation behandelt, meldete heute die Zeitung »Merkur«. Sie sei jedoch mit einer anderen Charge des Impfstoffs geimpft worden.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gab gestern bekannt, dass eine vorläufige Überprüfung der Charge ABV5300 des Astra-Zeneca-Vakzins keine Auffälligkeiten ergeben habe. Bis zum 9. März hätten ihr außer den beiden österreichischen Fällen noch zwei weitere Meldungen zu Thromboembolien nach Impfung mit dieser Charge vorgelegen, so die EMA. Ob diese – auch – aus Dänemark stammten, bleibt offen.

»Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Impfung diese Erkrankungen verursacht hat. Sie sind nicht als Nebenwirkungen dieses Impfstoffs gelistet«, teilte die EMA mit. Impfstoff der Charge ABV5300 beinhalte 1 Million Dosen und sei an 17 EU-Staaten geliefert worden, namentlich Bulgarien, Dänemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Spanien und Zypern. Außer Österreich hätten auch Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg die Verimpfung dieser Charge vorläufig gestoppt, bis der Sachverhalt aufgeklärt sei. Ein Qualitätsmangel der betroffenen Charge erscheine zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich.

Mit der Untersuchung betraut ist der Pharmakovigilanzausschuss PRAC der EMA. Er prüft jetzt weiter eingehend einen möglichen Zusammenhang mit der Charge ABV5300 im Speziellen und mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff im Allgemeinen. Die derzeit verfügbaren Informationen deuteten nicht darauf hin, dass die Häufigkeit thromboembolischer Ereignisse bei geimpften Personen gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöht sei, so die EMA. Bis zum 9. März seien in Europa bei 3 Millionen verimpften Dosen des Astra-Zeneca-Impfstoffs 22 entsprechende Fälle im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gemeldet worden.

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