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Erstes Pandemiejahr

Covid-Sterberate bei Kindern lag bei 2 pro 1 Million Infizierter

Britische Forscher haben sich alle Todesfälle von Kindern und Jugendlichen in England im Zusammenhang einer SARS-CoV-2-Infektion im ersten Pandemiejahr angesehen. Beruhigend: 99,995 Prozent der Minderjährigen mit positivem Corona-Test überlebten.
Daniela Hüttemann
11.11.2021  15:00 Uhr

»Um zu unterscheiden zwischen Kinder und Jugendlichen, die an einer SARS-CoV-2-Infektion starben, und solchen, die an einer anderen Ursache starben, aber gleichzeitig mit dem Coronavirus infiziert waren, haben wir eine klinische Überprüfung aller Todesfälle unter Minderjährigen mit positivem SARS-CoV-2-Test von März 2020 bis Februar 2021 durchgeführt«, erklären die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Clare Smith vom NHS England und der pädiatrischen Intensivstation am Bristol Royal Hospital for Children heute im Fachjournal »Nature Medicine«. Zu dieser Zeit dominierten in England der SARS-CoV-2-Wildtyp sowie die Alpha-Variante.

Von allen 12.023.568 Unter-18-Jährigen in England verstarben demnach im Untersuchungszeitraum insgesamt 3105, darunter 61 mit positivem Corona-Testergebnis. Diese Fälle hat sich das Forscherteam genauer angesehen. 25 dieser Todesfälle waren eindeutig der SARS-CoV-2-Infektion zuzuschreiben, davon 22 durch die Covid-19-Erkrankung und drei durch ein pädiatrisches inflammatorisches multisystemisches Syndrom (PIMS) – eine überschießende Entzündungsreaktion auf die Infektion. Dies betraf zwei Jungen und ein Mädchen im Alter zwischen 10 und 14 Jahre. Damit lag der Anteil der Todesfälle durch SARS-CoV-2 bei 0,8 Prozent der 3105 Todesfälle insgesamt. Die Mortalitätsrate unter den SARS-CoV-2-infizierten Minderjährigen geben die Autoren mit zwei pro einer Million Infizierter an. Oder anders ausgedrückt: 99,995 Prozent der Minderjährigen mit positivem Coronatest überlebten. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum starben 268 Kinder und Jugendliche durch Unfälle und 124 durch Suizid. 73,5 Prozent aller 3105 verstorbener Minderjährigen hatte ein chronisches Grundleiden, 64 Prozent sogar mehrere, vor allem Herzdefekte und neurologische Einschränkungen. 

Auch wenn die Zahlen also insgesamt erfreulicherweise sehr niedrig waren und damit weitere statistische Subanalyse mit Vorsicht zu betrachten sind, nennen die Autoren ein Alter über zehn Jahren, eine asiatische oder afroamerikanische genetische Herkunft sowie Komorbiditäten als assoziierte Risikofaktoren. Es wurden dagegen keine Todesfälle bei Kindern mit Asthma, zystischer Fibrose, Typ-1-Diabetes oder Trisomie 21 beobachtet – Krankheiten, die offiziell als Risikofaktor gelten. Sechs der Verstorbenen hatten keine bekannte Vorerkrankung.

»Diese Ergebnisse sind wichtig, um Entscheidungen über den Schutz und die Impfung von Kindern zu treffen«, betonen die Forscher die Relevanz ihrer Ergebnisse. Sie mutmaßen, dass die Fernhaltung der Kinder von ihren normalen Aktivitäten in Bezug auf Schule und soziale Aktivitäten ein größeres Risiko darstellen könnte als die SARS-CoV-2-Infektion. Sie schränken aber sogleich ein, dass neue Varianten unterschiedliche Sterblichkeitsrisiken haben könnten. Sie sollten auf die gleiche Weise evaluiert werden.

In Deutschland sind mittlerweile 97.198 Personen an oder mit einer SARS-CoV-2-Infektion gestorben. Es ist also nicht immer klar, ob die Infektion die Todesursache war. Bezogen auf 4.894.250 nachweislich Infizierte liegt die Mortalitätsrate damit bei 2,0 Prozent.

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