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Neuer Wirkmechanismus

Covid-19-Medikament ABX464 wird in Deutschland getestet

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn hat den Wirkstoff ABX464 zur klinischen Prüfung mit Covid-19-Patienten zugelassen. Das bestätigte am Montag ein Behördensprecher.
PZ/dpa
26.05.2020  09:00 Uhr

Das mögliche Medikament wird von dem französischen Biotechunternehmen Abivax SA erprobt. Die französische Arzneimittelbehörde ANSM hat die Studie bereits bewilligt. Nach Abivax-Angaben geht es um eine placebokontrollierte Studie zur frühzeitigen Behandlung von 1.034 älteren Covid-19-Patienten oder Hochrisikopatienten. Davon sollten 200 in Deutschland rekrutiert werden, teilte das BfArM mit. Das BfArM hat derzeit nach eigenen Angaben 22 klinische Prüfungen im Kontext von Covid-19 genehmigt.

Die Studie mit dem Kürzel miR-AGE soll evaluieren, ob ABX464 die Vervielfältigung des Virus bei diesen Patienten unterbinden kann. Vor allem geht es darum zu schauen, ob der Wirkstoff die oft beobachte Überreaktion des Immunsystems verhindern kann, die dann zu gefährlicher Atemnot führt. Für die Studie benötige man deshalb Patienten, denen es noch relativ gut gehe, da man andernfalls diesen Nachweis nicht erbringen könne, sagte der deutsche Studienleiter Privatdozent Dr. Christoph Boesecke von der Uniklinik Bonn der Deutschen Presse-Agentur. Jeder Patient wird etwa vier Wochen behandelt und nimmt in dieser Zeit eine Tablette am Tag ein. Obwohl die Prüfverfahren bei Covid-19 derzeit schneller durchgewunken würden, werde es wohl bis nächstes Jahr dauern, ehe die Ergebnisse vorlägen, sagte Boesecke.

ABX464 komme ursprünglich aus dem HIV-Bereich, erläuterte der Mediziner. Es ist dort aber auch noch in der Studienphase. Auch als Mittel zur Behandlung der Darmerkrankung Colitis ulcerosa wurde es bereits getestet, aber noch nicht zugelassen. Derzeit prüft Hersteller Abivax auch die Wirkung bei rheumatoider Arthritis. Die Substanz soll nicht nur antiviral wirken, sondern auch entzündungshemmend und gewebeheilend. Laut Boesecke hat ABX464 einen neuen Wirkmechanismus. »Dieser zeichnet sich insbesondere durch die durch Überexpression von miR-124 induzierte, antivirale Aktivität und die Herunterregulierung wichtiger pro-inflammatorischer Chemo- und Zytokine, wie TNF alpha, IL-6, MCP-1 und IL-17, aus«, sagt der Infektiologe in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

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