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Antigentest

Coronavirus-Schnelltest ab sofort über Apotheken erhältlich

Apotheken können ab heute den neuen Antigen-Schnelltest von Roche abgeben – allerdings nicht an Laien, sondern nur an Arztpraxen und Krankenhäuser. Insbesondere für asymptomatische Patienten sowie Reiserückkehrer könne der Test genutzt werden, erklärte das Unternehmen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will Schnelltests wie diesen auch zum Teil der nationalen Teststrategie machen.
Charlotte Kurz
Daniela Hüttemann
23.09.2020  13:44 Uhr

Im Mai erhielt ein erster Antigentest, der eine SARS-CoV-2-Infektion nachweisen soll, eine Zulassung in den USA. Damit gibt es mittlerweile drei Testprinzipien, mit deren Hilfe eine Infektion mit dem neuen Coronavirus nachgewiesen werden können: PCR-Tests, Antigen- und Antikörpertests. Ab sofort ist nun auch ein Antigen-Schnelltest des schweizerischen Pharmaunternehmens Roche verfügbar. Der Test mit dem Namen »SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test« soll auch über Apotheken vertrieben werden. Allerdings betont eine Sprecherin des Unternehmens, dass der Schnelltest über die Apotheken nur an medizinisches Fachpersonal abgegeben werden darf. Die Durchführung des Tests erfolge ebenfalls durch medizinisch geschultes Personal.

So werde der Test zwar in Apotheken verkauft, allerdings nur über die Praxisversorgung vertrieben. In die Hände von Laien gerate der Test somit laut Roche-Sprecherin nicht. Die Abgabe von Coronavirus-Tests hatte in den vergangenen Wochen für erhebliche Diskussion gesorgt. Die Medizinprodukte-Abgabeverordnung sieht bei In-Vitro-Diagnostika, die Krankheitserreger direkt oder indirekt nachweisen können, nur eine Abgabe an medizinisches Personal vor. Entnahme-Sets für Antikörpertests dürfen allerdings auch an Laien abgegeben werden, erklärte das Bundesgesundheitsministerium (BMG).

Der Test von Roche wirbt mit einer Spezifizität von 99,68 Prozent und einer Sensitivität von 96,52 Prozent.  Damit liegt der Anteil richtig diagnostizierter Gesunder in der Gruppe der Gesunden bei 99,68 Prozent und darf damit als sehr sicher eingeschätzt werden. Der Anteil richtig diagnostizierter Kranker in der Gruppe der Kranken liegt bei 96,52 Prozent.

Ein weiterer Vorteil: Das Testergebnis ist nach 15 bis 30 Minuten da. Damit eignet er sich für sogenannte Point-of-Care-Tests, die zum Beispiel in Arztpraxen direkt gemacht werden. Es ist kein zusätzliches Laborgerät erforderlich, wie zum Beispiel beim COBAS-PCR-Test von Roche. Das Prinzip des Antigentests ähnelt dabei einem Schwangerschaftstest. Rein qualitativ reagiert der Test auf strukturelle Bestandteile des Virus, nämlich das Nucleocapsid des Virus, und liefert eine Ja/Nein-Antwort, ob SARS-CoV-2-spezifische Proteine vorliegen, sofern diese in ausreichender Konzentration in der Patientenprobe vorhanden sind. Eine Aussage über die Viruslast erlaubt der Test nicht. Entscheidend ist eine korrekte Probennahme, die geschultes Personal erfordert. Dabei wird ähnlich wie beim PCR-Test ein Abstrich an der hinteren Nasenwand genommen.

Schnelltest vorerst Selbstzahlerleistung

Eingesetzt werden soll der Test insbesondere bei der Untersuchung von asymptomatischen Patienten, erklärt die Roche-Sprecherin gegenüber der PZ. Durch die kurze Zeit bis das Ergebnis vorliegt, könne der Test auch bei Besuchern und Mitarbeitern in medizinischen Einrichtungen oder Reiserückkehrern zur schnellen Risikoabschätzung durchgeführt werden, heißt es von Roche. »Dies ist vor allem dann von Vorteil, wenn zeitnah Entscheidungen getroffen werden müssen oder Laboruntersuchungen schwer zugänglich sind«, erklärte die Sprecherin.

Zur Frage wieviel der Test kostet, möchte das Unternehmen keine Auskunft geben. Allerdings ist der Test momentan eine Selbstzahlerleistung und wird demnach nicht von den Krankenkassen übernommen. Dies könnte sich aber in naher Zukunft ändern.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte bei der Bundespressekonferenz am 15. September an, dass die bundesweite Teststrategie in Richtung Herbst und Winter nochmal überarbeitet werden soll. »Aus unserer Sicht werden Antigentests und auch Schnelltests Bestandteil dieser Teststrategie werden«, erklärte Spahn in Berlin. Damit sollen zusätzliche Testmöglichkeiten, über die PCR-Tests hinaus, geschaffen werden um die Laborkapazitäten zu erweitern.

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