Coronavirus breitet sich weiter aus |
Coronaviren wie hier der blau eingefärbte MERS-Erreger dringen in das Lungenepithel seines Wirts ein (hier rot gefärbt). / Foto: National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)
Das Coronavirus in China breitet sich weiter aus. Die Zahl der bekannten Infektionen stieg im Vergleich zum Vortag um mehr als 100 auf 440 Fälle an. Zudem wurden drei weitere Todesfälle verkündet, womit die Zahl der Verstorbenen auf neun steigt.
Gesundheitsexperten warnten vor besonders ansteckenden Patienten, die das Virus schneller streuen könnten. Fälle der sogenannten »Super-Spreader« hatte es in China auch während der SARS-Pandemie gegeben, der 2002/2003 rund 800 Menschen zum Opfer gefallen waren. In China ist die neue Erkrankung zum allgegenwärtigen Thema geworden. Erinnerungen an den SARS-Ausbruch wurden geweckt. In Peking waren am Dienstag und Mittwoch ungewöhnlich viele Menschen mit Schutzmasken unterwegs. In einigen Geschäften waren die Masken bereits ausverkauft. Familien diskutierten, ob geplante Reisen über die Feiertage abgesagt werden sollten.
Die ersten Infektionen der neuen Krankheit Ende Dezember in China werden mit einem inzwischen geschlossenen Fischmarkt in der zentralchinesischen Stadt Wuhan in Verbindung gebracht, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden. Mittlerweile hat sich das Virus auf große Teile Chinas und ins Ausland verbreitet. In den USA wurde am Dienstag ein erster Fall der neuen Lungenkrankheit nachgewiesen. Es handele sich um einen Mann, der nach einer Reise in die chinesische Stadt Wuhan am 15. Januar in die Westküstenmetropole Seattle zurückgekehrt sei, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag (Ortszeit) mit.
Der Mann habe bei der Rückreise noch keinerlei Symptome bemerkt, sich dann aber zur Untersuchung in ein Krankenhaus begeben, hieß es. Sein Zustand sei gut. Es bestehe nur ein sehr geringes Risiko, dass er weitere Menschen anstecken könne. Die Behörden seien dabei, eine Liste der Menschen zusammenzustellen, mit denen der Mann Kontakt hatte.
Direkt zu Beginn der Epidemie wurde ausgeschlossen, dass es sich um SARS-CoV (Coronaviren, die das Schwere akute Atemwegssyndrom = SARS auslösen), MERS-CoV (Coronaviren, die das Middle East Respiratory Syndrome = MERS auslösen), Vogelgrippeviren, Influenzaviren oder andere häufige respiratorische Viren handelt. Am 7. Januar gelang es chinesischen Forschern, ein aus einem betroffenen Patienten isoliertes Virus zu sequenzieren. Die Genomsequenz wurde der WHO zur Verfügung gestellt, was wiederum Laboren weltweit ermöglicht hat, einen spezifischen PCR-Test zu entwickeln. Die WHO nennt den neuartigen Erreger 2019-nCoV (novel Coronavirus). Es handelt sich um ein β-Coronavirus der Gruppe 2B mit mindestens 70 Prozent Ähnlichkeit zur DNA-Sequenz des SARS-Erregers, heißt es in einem Fachartikel im «International Journal of Infectious Diseases». »Es ist dieselbe Virusart, nur in einer anderen Variante«, erklärte Professor Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. Unterschiede gebe es vor allem bei den Proteinen, mit denen das Virus an menschliche Zellen andocke.
Experten hatten zuvor erklärt, dass vereinzelte Einschleppungen der neuen Lungenkrankheit auch nach Europa immer wahrscheinlicher würden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss für den heutigen Mittwoch einberufen. Auch die EU-Kommission plant zur Bewertung der Risiken durch die neue Lungenkrankheit ein Treffen. Nach Angaben eines Sprechers soll der Ausschuss für Gesundheitssicherheit am Donnerstag zusammenkommen.
Die Krankheit war zuvor bereits in Japan, Südkorea, Thailand und Taiwan festgestellt worden. Thailand meldet heute zwei weitere Fälle. Dabei handelt es sich um eine Thailänderin, die von einer Reise aus der chinesischen Stadt Wuhan zurückkehrte. Der andere Patient ist demnach ein Chinese, der Sonntag nach Thailand einreiste. Damit gibt es in dem südostasiatischen Land vier nachgewiesene Fälle. Thailands Behörden haben nach Ministeriumsangaben seit Anfang Januar rund 20 000 Menschen, die mit Flügen aus Wuhan kamen, auf mögliche Symptome wie Fieber kontrolliert.
Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Übertragung: Einige Hundert Millionen Menschen sind unterwegs.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.