Comirnaty sehr wirksam gegen B.1.1.7 und B.1.351 |
Theo Dingermann |
06.05.2021 11:40 Uhr |
Der Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 durch den Biontech-Pfizer-Impfstoff Comirnaty war in Katar sehr hoch, sowohl gegen die Variante B.1.1.7 als auch gegen B.1.351. / Foto: Adobe Stock/Photocreo Bednarek
Zur Beurteilung der Wirksamkeit von Covid-19-Impfstoffen werden Real-World-Daten immer wichtiger. Solche Daten wurden jetzt aus Katar verfügbar, wo als Reaktion auf zwei schwere Infektionswellen die Massenimmunisierung stark vorangetrieben wurde. Sie sind besonders wertvoll, da zu diesem Zeitpunkt die kritischen Virusvarianten B.1.1.7 (britische Variante) und B.1.351 (südafrikanische Variante) in dem Land dominierten. Die beruhigende Nachricht aus Katar lautet, dass Tozinameran (Comirnaty®) von Biontech/Pfizer erstaunlich gut auch vor diesen zwei Varianten schützt.
Die Autoren einer Mitteilung an das »New England Journal of Medicine«, Dr. Laith J. Abu-Raddad und Dr. Adeel A. Butt, analysierten Daten von 385.853 Personen, die zwischen dem 21. Dezember 2020 und dem 31. März 2021 mindestens eine Dosis Tozinameran erhalten hatten. In diesem Zeitraum waren 265.410 Personen bereits zweimal immunisiert.
Seit Mitte Januar 2021 war in Katar bereits die VOC B.1.1.7 und seit Mitte Februar 2021 die VOC B.1.351 weit verbreitet. Aus Sequenzanalysen der viralen Genome, die zwischen dem 23. Februar und dem 18. März durchgeführt wurden, lässt sich ableiten, dass 50,0 Prozent der Fälle von Covid-19 in Katar durch B.1.351 und 44,5 Prozent durch B.1.1.7 verursacht wurden. Nahezu alle Fälle, bei denen die Viren nach dem 7. März sequenziert wurden, wurden durch eine dieser beiden Varianten verursacht.
Die auf Basis dieser Fälle geschätzte Wirksamkeit von Comirnaty gegen alle dokumentierten Infektionen mit der B.1.1.7-Variante betrug 89,5 Prozent 14 oder mehr Tage nach der zweiten Dosis. Die Wirksamkeit gegen jede dokumentierte Infektion mit der Variante B.1.351 betrug 75,0 Prozent. Die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen schwere, kritische oder tödlich verlaufende Erkrankungen war mit 97,4 Prozent sehr hoch. Sensitivitätsanalysen bestätigten diese Ergebnisse, ebenso wie ein etwas anderes Design der Analyse.
Die Autoren schlussfolgern, dass der Impfstoff in der Bevölkerung von Katar gegen die Infektion oder gegen die durch das Virus verursachte Krankheit sehr gut wirksam war, obwohl die Varianten B.1.1.7 und B.1.351 während des Analysezeitraums dominierten. Allerdings lag die hier beobachtete Wirksamkeit gegen die Variante B.1.351 um etwa 20 Prozentpunkte unter der mehr als 90-prozentigen Wirksamkeit, die aus klinischen Studien und unter Real-World-Bedingungen in Israel und den USA berichtet wurde.
In Katar wurden bis zum 31. März bei 6689 einmalig geimpften Personen und bei 1616 zweimalig geimpften Personen Durchbruchsinfektionen festgestellt. Sieben Todesfälle durch Covid-19 wurden ebenfalls bei geimpften Personen verzeichnet – fünf nach der ersten Dosis und zwei nach der zweiten Dosis. Dennoch kann man schlussfolgern, dass der reduzierte Schutz gegen eine Infektion mit der Variante B.1.351 gegen schwerste Covid-19-Verläufe keineswegs als schlecht einzustufen ist. Gegen diese dramatischen Ereignisse schützt der Impfstoff immer noch zu mehr als 90 Prozent.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.