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Covid-19-Studie RECOVERY

Colchicin überzeugt nicht

Das als Gichtmittel bekannte Colchicin wird als potenzielles Covid-19-Medikament teils gelobt. Nun gibt es einen ordentlichen Dämpfer. Bei der großen RECOVERY-Studie wurde die Rekrutierung in den Colchicin-Arm wegen mangelnder Wirksamkeit bei Patienten, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, eingestellt.
Sven Siebenand
09.03.2021  11:58 Uhr

Dem Herbstzeitlosen-Alkaloid Colchicin wird eine antientzündliche Wirkung zugeschrieben. So soll es pro- und antiinflammatorische Wege modulieren und zum Beispiel die Aktivierung des Inflammasoms, die Mikrotubuli-basierte Aktivierung von Entzündungszellen, die Bildung von Leukotrienen und Zytokinen sowie die Phagozytose stören. Erst vor wenigen Wochen hatte das Montreal Heart Institute (MHI) über positive Wirkungen von Colchicin in der Covid-19-Studie COLCORONA berichtet.

Eine Zwischenauswertung der RECOVERY-Studie bescheinigt dem Wirkstoff dagegen keine Wirksamkeit bei Covid-19. Die Studie bewertet eine Reihe potenzieller Behandlungen für Covid-19 in 180 Krankenhäusern in Großbritannien, Indonesien und Nepal. Seit November 2020 umfasst die Studie einen Arm, in dem die Patienten mit Colchicin behandelt werden. Bei einer Zwischenanalyse Anfang März, die auf 2178 Todesfällen bei 11.162 Patienten beruht, zeigte sich, dass es keinen signifikanten Unterschied im primären Endpunkt, der 28-Tage-Mortalität, gab. In der Gruppe, die »nur« mit der Standardbehandlung therapiert wurde, starben 19 Prozent der Patienten. In der Gruppe, die zusätzlich Colchicin erhalten hatte, waren es 20 Prozent. Das Follow-up ist aber noch nicht abgeschlossen und die endgültigen Ergebnisse sollen so bald wie möglich veröffentlicht werden.

»Obwohl wir enttäuscht sind, dass das Gesamtergebnis negativ ist, sind es dennoch wichtige Informationen für die zukünftige Versorgung von Patienten«, so das Fazit von Professor Dr. Peter Horby von der Universität Oxford in einer Pressemeldung.

In dieser wird auch darüber informiert, dass die Rekrutierung für alle anderen Behandlungsarme der RECOVERY-Studie fortgesetzt wird. Acetylsalicylsäure (ASS), der Januskinase-Hemmer Baricitinib, das unter anderem als MS-Medikament eingesetzte Dimethylfumarat und der Antikörpercocktail REGN-COV2 (Casirivimab plus Imdevimab) werden dabei getestet.

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