Biopharmazeutika auf der Überholspur |
Biopharmazeutika repräsentieren mittlerweile 29 Prozent unseres Arzneimittelschatzes. / Foto: Boehringer
Frank Mathias, Vorsitzender des vfa bio und CEO der Rentschler Biopharma SE, berichtete, dass Biopharmazeutika 2019 einen Umsatz von 12,7 Milliarden erzielten. Das sind 6,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit glänze die Hightech-Wirkstoffgruppe der Biopharmazeutika mit neuen Bestmarken im deutschen Markt, so Mathias. Zwischenzeitlich beanspruchten Biopharmazeutika einen Marktanteil von 29 Prozent gegenüber 27 Prozent im Jahre 2018. Insgesamt beschäftigen biopharmazeutische Unternehmen 42.300 Mitarbeiter in Deutschland. Diese Informationen stammen aus dem heute veröffentlichten Branchenreport »Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2020« der Boston Consulting Group (BCG).
»Biopharmazeutika sind wirtschaftlich erfolgreich, weil sie einen medizinischen Bedarf decken«, erläuterte Mathias. Bei allen Indikationsklassen, in denen Biopharmazeutika eingesetzt werden, gab es im vergangenen Jahr Zuwächse. Dabei bilden immunologische Indikationen den größten Bereich, gefolgt von onkologischen Indikationen. An dritter Stelle werden Stoffwechselkrankheiten mit Biopharmazeutika versorgt.
Der Report betont das starke Wachstum der Biosimilars. Diese Arzneimittel kommen dann in den Markt, wenn das Patent für einen gentechnisch hergestellten Wirkstoff ausgelaufen ist. Die Steigerung bei den Biosimilars betrug im letzten Jahr 60 Prozent. Damit wird auch klar, dass Ärzte diese Gruppe von Biopharmazeutika nicht gerade zögerlich verordnen.
Der Einsatz der Biosimilars wird stark durch Rabattverträge beeinflusst, den die Hersteller mit den Krankenkassen vereinbaren. Zum Teil führt das dazu, dass bis zu 80 Prozent eines Wirkstoffs in Form von Biosimilars eingesetzt wird.
In jedem Jahr bildet eine spezielle Wirkstoffgruppe den Schwerpunkt des Biotech-Reports. In diesem Jahr liegt der Fokus auf die Arzneimittel für neuartige Therapien (ATMP). In dieser Gruppe sind die Gen-, Zell- und Gewebetherapeutika zusammengefasst. Mit derzeit zehn zugelassenen Medikamenten ist dieses Produktsegment in Deutschland noch recht überschaubar. Jedoch lässt ein globalerer Blick erkennen, dass Vertreter dieser Gruppe weltweit mittlerweile in mehr als 1000 Studien klinisch getestet werden. Hier dominieren die USA und China, wo zusammen fast 90 Prozent der Studien registriert sind. Deutschland spielt hier mit 4,4 Prozent der Studien noch eine ungeordnete Rolle. Dies eröffnet aber gleichzeitig auch ein erhebliches Entwicklungspotential. Und das möchte der vfa bio nutzen. »Wir brauchen einen großrahmigen Plan«, so Mathias.
Vorschläge und Forderungen, die ATMP-Forschung in Deutschland zu stärken sind in den folgenden Punkten des Verbands beschrieben: