Pharmazeutische Zeitung online
Covid-19

Biomarker sagt schwere Verläufe voraus

Die Zahl der natürlichen Killer-T-Zellen (NKT) im Blut eines Covid-19-Patienten gibt bereits früh im Krankheitsverlauf Aufschluss darüber, ob der Betroffene schwer erkranken wird. Dieser Biomarker könnte dabei helfen, die Therapie zu optimieren.
Annette Rößler
07.05.2021  12:00 Uhr

Alter und bestimmte Vorerkrankungen sind bekanntlich Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf. Allerdings lassen sich daraus nur Wahrscheinlichkeiten ableiten: Nicht alle Patienten, bei denen das aufgrund von Risikofaktoren zu erwarten wäre, erkranken schwer und umgekehrt gibt es auch bei denjenigen, bei denen eigentlich mit einem milden Verlauf zu rechnen wäre, immer wieder schwere Verläufe. Um die Therapie zu optimieren, also beispielsweise Anti-SARS-CoV-2-Antikörperpräparate gezielt einsetzen zu können, bräuchte es einen Biomarker, der die Schwere des Verlaufs verlässlich vorhersagt.

Hierfür eignet sich laut einer aktuellen, noch nicht publizierten Studie eines internationalen Forscherteams die Zahl der natürlichen Killer-T-Zellen (NKT) im Blut des Patienten. In der Arbeit, die demnächst im Fachjournal »Immunity« erscheinen wird, berichtet die Gruppe um Dr. Stefanie Kreutmair von der Universität Zürich von spezifischen Signaturen der Immunreaktion, die schweres Covid-19 charakterisieren. Eine davon sei ein »dramatischer Verlust von NKT«, der sich bereits früh im Krankheitsverlauf zeige.

Die Forscher nutzten für ihre Untersuchung das Verfahren der hochdimensionalen Zytometrie, um die Eigenschaften der Immunzellen von Covid-19-Patienten genau zu bestimmen und mit denen von Patienten zu vergleichen, die an einer durch einen anderen Erreger als SARS-CoV-2 verursachten schweren Lungenentzündung erkrankt waren. »Die Immunantwort in den unterschiedlichen Lungenentzündungen sind sehr ähnlich und Teil einer allgemeinen Entzündungsreaktion, wie man sie häufig bei Patienten auf der Intensivstation sieht«, erläutert Seniorautor Professor Dr. Burkhard Becher in einer Pressemitteilung der Universität Zürich. T-Zellen und natürliche Killerzellen hätten sich bei Covid-19 jedoch »einzigartig« verhalten.

Machten NKT am Tag der Einlieferung ins Krankenhaus bis zwei Tage danach weniger als 2,3 Prozent der zirkulierenden T-Zellen aus, sei in 100 Prozent der Fälle mit einem schweren Covid-19-Verlauf zu rechnen, heißt es in der Publikation, die vorab auf der Website der Universität Zürich zu lesen ist. Eine frühe Identifikation von Hochrisiko-Patienten anhand dieses Biomarkers könne somit helfen, die Therapie anzupassen und das Outcome zu verbessern.

Mehr von Avoxa