Beratung zu Sonnenschutz |
Sonnenschutzmittel wirken über chemische oder physikalische Filtersubstanzen. / Foto: Adobe Stock/creativefamily
Sonnenlicht besteht aus einem breiten Spektrum von Strahlen unterschiedlicher Wellenlänge. In puncto Sonnenschutz interessiert vor allem die Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung), bei der zwischen UV-A-, -B- und -C-Strahlen unterschieden wird. Die Wirkung der Strahlen auf die Haut hängt dabei von deren Eindringtiefe und Energie ab. Je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher die Strahlung und desto höher das Schadenpotenzial.
Sonnenstrahlung kann einen gewissen Selbstschutz der Haut induzieren (UV-Adaptation). So reagiert beispielsweise die Epidermis mit einer erhöhten Zellteilungsrate auf UV-Strahlung, wodurch sich die Hornschicht verdickt. Es bildet sich die sogenannte Lichtschwiele, die die Absorption von UV-Strahlung vergrößert. Zudem bilden die Melanozyten der Haut das braun-schwarze Pigment Melanin, welches in die Epidermis wandert und ähnlich wie ein UV-Filter wirkt.
Der Eigenschutz hängt unter anderem vom Hauttyp ab. Dermatologen können diesen bestimmen, für eine grobe Abschätzung bietet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen Hauttypentest an. Durch Bräunung und Lichtschwiele dauert es zwar länger, bis ein Sonnenbrand auftritt, das Hautkrebsrisiko besteht aber weiterhin. »Eine gesunde Bräune gibt es nicht«, warnt das BfS.
Ob Lichtschutzfaktor (LSF) oder Sun Protection Factor (SPF) – gemeint ist ein Wert, der den Schutz eines Sonnenschutzmittels vor UV-B-Strahlen beschreibt. Er gibt an, wie lange sich der Eigenschutz der Haut durch die Anwendung des Sonnenschutzmittels maximal verlängern lässt. Dazu wird die Zeit des Eigenschutzes mit dem LSF multipliziert. Ein Beispiel: Bei einer Eigenschutzzeit von 20 Minuten verlängert ein Sonnenschutzmittel mit dem LSF 10 den Sonnenschutz auf maximal 200 Minuten. Die maximale Aufenthaltsdauer in der Sonne sollte bestenfalls nicht komplett ausgeschöpft werden.
Foto: PZ/Pfeifer Quelle: Wiese/BVL
Es wird zwischen Sonnenschutzmitteln mit niedrigem (LSF 6 bis 15), mittlerem (LSF 15 bis 25), hohem (LSF 25 bis 50) und sehr hohem Schutzniveau (LSF über 50) unterschieden. Zum Schutz vor anderen lichtbedingten Hautschäden müssen Sonnenschutzmittel auch vor UV-A-Strahlung schützen. Auf einen »ausgewogenen
UV-A-/UV-B-Schutz« weist das Symbol UVA in einem Kreis hin.
Sonnenschutzmittel wirken über chemische oder physikalische Filtersubstanzen. Diese Filter schützen entweder vor UV-A-Strahlen, UV-B-Strahlen oder – als Breitbandfilter – vor beiden Strahlenarten. Chemische UV-Filter bestehen aus organischen Molekülen. Aufgrund ihrer Struktur nehmen sie energiereiche UV-Strahlung auf und wandeln sie in energieärmere Strahlung und Wärme um. Häufig handelt es sich um Derivate von Campher, Salicylsäure oder Zimtsäure. Beispiele für chemische UV-Filter sind 4-Aminobenzoesäure (PABA) oder Octocrylen.
Physikalische UV-Filter sind anorganische Substanzen wie Titandioxid oder Zinkoxid, die auch als mineralische UV-Filter bezeichnet werden. Sie reflektieren oder streuen das Sonnenlicht, sodass es nicht in tiefere Hautschichten gelangen kann. Die kleinen Teilchen sind auf der Haut sichtbar, was zwar eine gute Auftragskontrolle ermöglicht, einige Anwender jedoch stört. Um den »Weißeffekt« zu vermeiden, enthalten einige Sonnenschutzmittel mineralische Partikel im nanoskaligen Bereich. Um einen breiten UV-Schutz zu gewährleisten, werden in vielen Sonnenschutzpräparaten chemische und physikalische Filtersubstanzen kombiniert. Für UV-Filter existiert eine Positivliste mit Empfehlungen (Anhang VI der Kosmetikverordnung [EG] Nr. 1223/2009).
Bei Kindern sind die Eigenschutzmechanismen der Haut noch nicht vollständig ausgebildet; ihr Eigenschutz beträgt maximal zehn Minuten. Daher sind sie besonders gut vor der Sonne zu schützen. Babys und Kleinkinder sollten der direkten Sonne möglichst gar nicht ausgesetzt werden, ihre Haut sollte stets bedeckt oder beschattet werden. Dies ist bis ins Vorschulalter empfehlenswert. Sollte das nicht möglich oder ausreichend sein, benötigt Kinderhaut immer einen sehr hohen Lichtschutzfaktor. Das BfS empfiehlt für Kinder einen LSF von mindestens 30.
Erst kürzlich sorgte der chemische UV-Filter Octocrylen für Schlagzeilen: Ein französisches Forscherteam
stellte fest, dass in einigen Sonnenschutzmitteln mit Octocrylen nach künstlicher Alterung vermehrt das Abbauprodukt Benzophenon entsteht. Dieses steht unter Verdacht, krebserregend zu sein und als endokriner Disruptor zu wirken, weshalb der UV-Filter in der Europäischen Union nur unter Beachtung eines Grenzwertes eingesetzt werden darf. Die neuen Erkenntnisse führten teilweise zu Verunsicherungen bezüglich der Sicherheit von Sonnenschutzmitteln, worauf die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) reagierte: »Dem eher hypothetischen Risiko von Benzophenon steht ein echtes und durch Studien belegtes Risiko gegenüber, durch zu viel UV-Strahlung an Hautkrebs zu erkranken«, so die Einschätzung.
Trotzdem rät die DDG dazu, immer frische Sonnenschutzmittel zu verwenden. Die Überwachungsbehörden sollten ferner überprüfen, ob in Deutschland verkaufte Octocrylen-haltige Sonnenschutzmittel bedenkliche Konzentrationen von Benzophenon enthalten. Es ist also ratsam, Präparate vom letzten Jahr nicht mehr zu verwenden, vor allem wenn diese öfter Hitze ausgesetzt waren (am Strand, im Auto et cetera). Das gilt auch, wenn das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten ist.
Hauttyp – skin type | UV-Strahlen – UV rays | Sonnenschutzmittel – sunscreen | wasserfest – waterproof | Hautkrebs – skin cancer | Schutz – protection | Hautarzt – dermatologist | Schutzdauer – duration of protection | wiederauftragen – reapply | chemische/physikalische UV-Filter – chemical/physical UV-filter | Esslöffel – tablespoon
Die Menge an Sonnenschutzmittel, die aufzutragen nötig ist, um die angegebene Schutzwirkung zu erreichen, wird häufig unterschätzt. Hier gilt: Viel hilft viel! Bei der international einheitlichen Methode zur Bestimmung des LSF werden 2 mg Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut verwendet. Um den so bestimmten LSF tatsächlich zu erhalten, müssen Erwachsene etwa drei bis vier gehäufte Esslöffel Sonnenschutzmittel pro Anwendung auftragen. Einige Sonnenschutzmittel müssen bis zu 30 Minuten einwirken, bevor sie einen Schutz bieten, andere wirken sofort nach dem Auftragen. Besonders wichtig ist Nachcremen, um den Verlust durch Baden, Schwitzen oder Abrieb auszugleichen. Das gilt auch für wasserfeste Produkte. Das Nachcremen hält den Schutz aufrecht, verlängert ihn aber nicht.
Damit Pharmaziepraktikanten das Thema Sonnenschutz angepasst an die Produkte ihrer PJ-Apotheke noch einmal aufarbeiten können, steht im Serviceteil der PZ-Ausgabe Nummer 28 ein interaktives Arbeitsblatt zur Verfügung. Es kann auch als Anlass genutzt werden, das Thema mit den Kolleginnen und Kollegen in der Apotheke durchzusprechen. Gerne können Sie auch das PDF zum Download nutzen. Bisherige Themen der Serie waren: Schlafstörungen, Sodbrennen, Hämorrhoidalleiden, Lippenherpes, Obstipation, Heuschnupfen, Fußpilz und Nagelpilz.