Behörden prüfen weitere Thrombose-Fälle nach Covid-Impfung |
Wie geht es weiter mit dem Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca? Darüber beraten die Zulassungsbehörden der EU und Großbritanniens derzeit. / Foto: imago images/Richard Wareham
Diese Woche tagt erneut der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Ganz oben auf der Agenda steht eine erneute Bewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Covid-19-Impfstoffs Vaxzevria® von Astra-Zeneca. Ein Ergebnis wird spätestens Freitag erwartet. Bislang hatte die EU-Behörde keine Einschränkungen für nötig gehalten. Und auch die britische Arzneimittelbehörde Medicines and Healthcare Regulatory Agency (MHRA) überprüft derzeit Fälle seltener Blutgerinnsel im Gehirn (Sinusthrombosen), die im Vereinigten Königreich aufgetreten sind.
Ein hoher Vertreter der EU-Arzneimittelbehörde EMA hat eine baldige Stellungnahme seiner Behörde angekündigt. Dabei warnte der Chef der EMA-Impfabteilung, Marco Cavaleri, in dem am Dienstag veröffentlichten Interview der italienischen Zeitung «Il Messaggero» vor zu hohen Erwartungen an EMA-Vorgaben. Die Bewertung laufe noch. Zugleich sagte Cavaleri, dass es nach seiner eigenen Einschätzung einen noch nicht genauer bestimmten Zusammenhang zwischen Vorfällen mit Blutgerinnseln im Gehirn und der Verimpfung des Covid-19-Impfstoffs von Astra-Zeneca gebe. «Meiner Meinung nach können wir inzwischen sagen, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt. Was diese Reaktion auslöst, wissen wir aber noch nicht», sagte Cavaleri der Zeitung.
Das Nutzen-Risiko-Verhältnis spreche dennoch weiter für den Impfstoff. «Unsere Bewertung ist noch lange nicht abgeschlossen», erläuterte Cavaleri. Er erwarte kaum, dass die EMA diese Woche «so weit kommt, wie es verschiedene Länder getan haben, Altersgrenzen festzulegen». Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides schrieb auf Twitter, am Mittwoch sei mit einer EMA-Bewertung zu rechnen.
Laut MHRA-Angaben vom Freitag sind bei mehr als 18 Millionen verimpften Vaxzevria-Dosen insgesamt rund 30 schwere Thrombosen aufgetreten. Das sind relativ betrachtet deutlich weniger als in Deutschland.
Hierzulande waren bis Anfang vergangener Woche 31 Verdachtsfälle von Hirnvenenthrombosen nach rund 2,8 Millionen Covid-19-Impfungen mit Astra-Zeneca gemeldet worden. Davon gingen 2,2 Millionen Dosen an Unter-60-Jährige. In Großbritannien soll es sich um 22 Fälle von Hirnvenentrombosen handeln so wie acht andere Arten von Thrombosen. In einem anderen Dokument der Behörde wurden laut Deutscher Presseagentur insgesamt 24 Fälle der Hirnvenenthrombosen aufgeführt. Diese Differenz sei dadurch begründet, dass dabei auch Thrombosen eingerechnet sind, die nicht durch eine zu geringe Anzahl an Blutplättchen entstanden sind.
»Unsere gründliche und detaillierte Untersuchung zu Berichten von sehr seltenen und spezifischen Arten von Blutgerinnseln mit einer geringen Anzahl an Blutplättchen nach einer Impfung mit Astra-Zeneca wird fortgeführt«, sagte MHRA-Chefin June Raine am Dienstag. Eine regulatorische Entscheidung sei noch nicht gefallen, betonte sie. Die Behörde rief dazu auf, Impftermine weiterhin wahrzunehmen. Zuvor hatte es einen Medienbericht gegeben, wonach die Behörde erwägt, das Präparat nicht mehr für unter 30-Jährige zu empfehlen.
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