B.1.1.7-Infektionen sind öfter tödlich |
Christina Hohmann-Jeddi |
11.03.2021 16:00 Uhr |
Wie alle Viren verändert auch SARS-CoV-2 sein Genom. Dabei können besorgniserregende Varianten wie B.1.1.7 entstehen. / Foto: Adobe Stock/Nikolay
Schon im Februar gab es erste Berichte, dass die britische Variante B.1.1.7, die in Großbritannien bereits der dominierende Virustyp ist, nicht nur infektiöser sondern auch tödlicher sein könnte. Wissenschaftler gingen damals davon aus, dass die Sterblichkeit bei mit B.1.1.7 Infizierten um etwa 71 Prozent erhöht ist. Dies wurde nun von einem Team um Dr. Robert Challen von der University of Exeter im Prinzip bestätigt. Die Forschenden hatten für ihre Untersuchung virtuell 55.000 gematchte Paare gebildet, die sich unter anderem bezüglich Alter, Geschlecht, Wohnort und Komorbiditäten möglichst ähnlich sein sollten. Um einen Vergleich ziehen zu können, war von diesen Paaren jeweils eine Person mit B.1.1.7 und die andere mit einer anderen Variante infiziert.
Das Team ermittelte dann, wie hoch das Sterberisiko innerhalb von 28 Tagen nach dem positiven PCR-Test war. Der Publikation im »British Medical Journal« zufolge starben von den im Durchschnitt relativ jungen Teilnehmern der Studie 2,5 von 1000, die mit einer anderen SARS-CoV-2-Variante als der britischen infiziert waren, und 4,1 von 1000 Infizierten bei der B.1.1.7-Linie. Somit lag das relative Risiko, innerhalb von 28 Tagen zu sterben, bei B.1.1.7-Infektion um 64 Prozent höher als bei Infektion mit anderen zirkulierenden Varianten. Das 95-Prozent-Konfidenzintervall betrug dabei 32 bis 104 Prozent Steigerung der Mortalität.
Insgesamt sei es immer noch ein seltenes Ereignis, an Covid-19 zu sterben, sagt Challen laut einer Pressemitteilung der Universität. Doch durch die Variante B.1.1.7, die inzwischen der dominierende Virustyp in Großbritannien ist, werde das Risiko gesteigert. »Zusammen mit ihrer Fähigkeit, sich schneller zu verbreiten, macht das B.1.1.7 zu einer Bedrohung, die ernst genommen werden sollte.«
Die Variante B.1.1.7 trat erstmals im September in Großbritannien auf. Inzwischen ist sie in mehr als 90 Ländern nachgewiesen worden. Auch in Deutschland ist sie inzwischen die vorherrschende Variante: Laut dem aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Verbreitung der Virusvarianten in Deutschland war sie in der Kalenderwoche 9/2021 für 55 Prozent der Infektionen verantwortlich.
Es sei mit einer weiteren Erhöhung des Anteils der Virusvariante B.1.1.7 zu rechnen, wie dies in den letzten Wochen bereits aus anderen europäischen Ländern berichtet wurde, heißt es in dem Bericht. »Mittlerweile ist die VOC B.1.1.7 die häufigste in Deutschland detektierte SARS-CoV-2-Variante. Das ist besorgniserregend, weil B.1.1.7 nach bisherigen Erkenntnissen ansteckender als andere Varianten ist.« Andere besorgniserregende Varianten wie B.1.351 liegen noch im Bereich von 1 Prozent.
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