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ARZNEISTOFFE

Tremelimumab|Tremelimumab AstraZeneca|86|2023

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Tremelimumab
FERTIGARZNEIMITTEL
Tremelimumab AstraZeneca
HERSTELLER

Astra-Zeneca

MARKTEINFÜHRUNG (D)
04/2023
DARREICHUNGSFORM

20 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
L01FX20
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Tremelimumab Astra-Zeneca ist in Kombination mit Durvalumab und einer platinbasierten Chemotherapie zugelassen zur Erstlinienbehandlung des metastasierten nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC), das keine sensibilisierenden EGFR- oder ALK-positiven Mutationen aufweist.

Wirkmechanismus

Tremelimumab ist ein humaner monoklonaler Immunglobulin-G2a-Antikörper und richtet sich gegen das Immun-Checkpoint-Protein CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen-4), das primär auf der Oberfläche von T-Lymphozyten exprimiert wird. Die Interaktion von CTLA-4 mit seinen Liganden CD80 und CD86 begrenzt die Aktivierung von Effektor-T-Zellen. Tremelimumab hemmt selektiv das Protein CTLA-4 und blockiert damit dessen Bindung an den Rezeptor. In der Folge kommt es zur verstärkten Aktivierung, Proliferation und Diversifikation von T-Lymphozyten: Dies fördert die Antitumoraktivität.

 

Kombinationspartner Durvalumab ist ebenfalls ein Checkpoint-Inhibitor, richtet sich aber gegen PD-L1 (Programmed Cell Death Ligand-1). Die Kombination der beiden Immuntherapeutika soll synergistisch wirken, die antitumorale Wirkung fördern und die Tumorzellantwort verstärken.

Anwendungsweise und -hinweise

Tremelimumab wird nach Verdünnung als intravenöse einstündige Infusion gegeben. Lungenkrebs-Patienten können maximal fünf Dosen erhalten. Für vier Zyklen erhalten sie Tremelimumab 75 mg in Kombination mit Durvalumab 1500 mg und platinbasierter Chemotherapie alle drei Wochen (am Tag der Dosierung als separate Infusionen in dieser Reihenfolge); das sind insgesamt zwölf Wochen. Danach bekommen sie weiterhin Durvalumab und eine Erhaltungstherapie mit Pemetrexed alle vier Wochen. Eine fünfte Dosis von Tremelimumab 75 mg kann in Woche 16 parallel zur sechsten Dosis Durvalumab infundiert werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Die Patienten dürfen vor Beginn der Tremelimumab-Therapie keine systemischen Corticosteroide in höheren Dosen (ab 10 mg Prednison-Äquivalent pro Tag) oder Immunsuppressiva erhalten, da diese die Wirksamkeit beeinflussen können.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Therapie mit Tremelimumab waren Anämie (bei fast jedem zweiten Patienten), Übelkeit und Neutropenie (jeweils mehr als 41 Prozent), Fatigue (36 Prozent), Hautausschlag, Thrombozytopenie und Diarrhö (26 bis 21 Prozent).

 

Die häufigsten Nebenwirkungen der Grade 3 und 4 in Studien zur Indikation NSCLC waren Neutropenie und Anämie (jeder vierte bis fünfte  Patient) sowie Pneumonie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Fatigue und erhöhte Leberenzym-Werte.

 

Unabhängig von der Indikation ist zu beachten, dass unter Tremelimumab eine ganze Reihe von immunvermittelten, potenziell tödlichen Nebenwirkungen auftreten kann. Dazu gehören unter anderem Pneumonitis, Hepatitis, Kolitis, Endokrinopathien wie Schilddrüsen- und Hypophysenstörungen, Myokarditis, Nephritis und Hautausschlag.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Der Nutzen der Kombitherapie wurde in der randomisierten offenen Phase-III-Studie POSEIDON mit 1013 Patienten mit metastasiertem NSCLC ohne sensibilisierende Mutation im epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR) oder genomische Tumoraberration vom Typ anaplastische Lymphomkinase (ALK) gezeigt. Die Patienten erhielten Durvalumab mit oder ohne Tremelimumab in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie. Die Art der Chemotherapie richtete sich danach, ob ein Plattenepithel- oder Nicht-Plattenepithel-NSCLC vorlag.

 

Die zusätzliche Gabe von Tremelimumab (75 mg) zu Durvalumab (1500 mg) und einer Chemotherapie – das sogenannte POSEIDON-Regime – verlängerte das Gesamtüberleben signifikant. Median überlebten die Patienten 14,0 Monate mit der Dreifachtherapie versus 11,7 Monate unter alleiniger Chemotherapie. Auch das mediane progressionsfreie Überleben war signifikant länger (6,2 versus 4,8 Monate). In einer Langzeitbeobachtung zeigte sich eine geringere Sterblichkeit in der Tremelimumab-Gruppe: Nach drei Jahren lebten noch 25 Prozent der Patienten gegenüber 13,6 Prozent in der Kontrollgruppe.

Hintergrundinfos

Unter dem Handelsnamen Imjudo® ist das Präparat in Kombination mit Durvalumab indiziert zur Erstlinienbehandlung von Patienten mit fortgeschrittenem oder nicht resezierbarem hepatozellulären Karzinom (HCC).

Besonderheiten

Tremelimumab AstraZeneca ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) sowie in der Originalverpackung (Lichtschutz) zu lagern. Es darf nicht einfrieren.

Tremelimumab AstraZeneca ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und mindestens drei Monate nach der letzten Dosis von Tremelimumab zuverlässig verhüten. Während der Behandlung und mindestens drei Monate nach deren Abschluss sollten Patientinnen nicht stillen.

Vorläufige Bewertung

Schrittinnovation

Letzte Aktualisierung: 02.05.2023

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