Apotheker wollen klarere Digital-Strategie |
Peter Froese, Chef des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, fordert eine gut vernetzte Apothekerschaft. Nur gemeinsam können die Herausforderungen der Digitalisierung gemeistert werden. / Foto: PZ/Alois Müller
»Wir können Netzwerk«, sagte Verbandschef Peter Froese bei dem Treffen, an dem online etwa 60 Personen teilnahmen. Ob technisch, sozial oder im Umgang mit Behörden – hier seien die Apotheken aktive Spieler im Gesundheitssystem. Konkret biete die Entwicklung beim E-Rezept ein großes Potenzial für die Apotheken, etwa für die »bislang unerträgliche Retaxsituation«, so Froese. Mit der Einführung des elektronischen Rezepts bestehe die Aussicht darauf, dass die zahlreichen Retaxationen wegen Formfehlern »in den Griff zu bekommen sind«. Froese betonte: »Da bietet das E-Rezept die Chance etwas zu erreichen.«
Apotheker seien darüber hinaus relevant beim Thema Public Health. So hätten sie in der Coronavirus-Pandemie von Anfang an eine Vorbildrolle eingenommen und seien etwa mit die ersten gewesen, als es um das Tragen von Atemschutzmasken oder das Aufstellen von Plexiglas-Schutzwänden ging. »Hier haben wir Meinungen gebildet«, schloss Froese. Luft nach oben gebe es aber dennoch – »wir haben hier ein erhebliches Potenzial.«
»Wir können Versorgung managen«, so Froese weiter. Etwa wenn es um Versorgungsengpässe gehe, könnten Apotheker ihr Know-how effektiv einsetzen, um Mängel aufzufangen. Generell benötigten sie für ihre Dienstleistungen ein eigenes Honorarmodell. »Dienstleistungen dienen der Integration und tragen dazu bei, die Patienten besser zu versorgen«, begründete Froese.
Für mehr Durchschlagskraft sei es sinnvoll, dass Apotheker auch über Verbünde nachdächten. Angesichts der zunehmenden technischen Optionen sei dies von erheblicher Relevanz, sagte Froese. »Für Apotheker gilt: Eins plus eins ergibt drei« – sprich: Vernetzte Apotheken können gemeinsam viel mehr bewirken als eine allein.
Froese malte zwei Zukunftsszenarien für Apotheken. Entweder die Digitalisierung führe dazu, dass es in Apotheken nur noch um »digitaloptimierte Materialwirtschaft« gehe. In diesem Fall drifte die heilberufliche Funktion der Apotheker durch den Fokus auf die Handelsfunktion ab, so Froese. Es gebe aber ebenso die Option, die Apotheken als aktive Player in die Digitalisierung einzubinden. Es gehe hier um Leistungsintegration in ein Netzwerk von gesundheitsorientiertem Handeln, erklärte Froese.
Zuversichtlich stimmte ihn diesbezüglich die Entwicklung beim E-Rezept. »Wir sind hier in einer mitgestaltenden Phase«, sagte der Verbandschef. Die Digitalisierung berge indes so nachhaltige Veränderungen, dass sich die Apotheken dringend darum kümmern müssten, ihren Platz in dem neuen Gefüge zu sichern. »Wie sind die Apotheken aufgestellt?«, fragte Froese. Trotz der vielen Vorteile und Nutzen, die aus dem digitalen Fortschritt zu ziehen seien, bestünden hier nach wie vor Risiken, etwa wenn es um Gesundheitsdaten geht. »Das sind wertvolle digitale Handelsgüter«, betonte Froese.
Entsprechend hoch sei die Energie, wenn es darum gehe, an solche Daten heranzukommen, sagte er. Auch würden die Mechanismen immer subtiler, um die Menschen an den Bildschirmen und auf ihren Plattformen zu halten. Nationale Grenzen seien digital unsichtbar. Froese betonte: »Die Frage ist, was dies alles mit den Apotheken tut, wenn sie es nicht selbst tun.«
Beim Thema Grippeschutzimpfung in der Apotheke ist der Verband zurückhaltend. »Wir warten noch ab«, sagte Froese auf Nachfrage aus dem Plenum. Zum einen habe die Apothekerschaft derzeit mit so vielen drängenden Themen zu tun, dass dieses Angebot die Apotheken in der Fläche wohl personell überfordern würde. Zum anderen seien die Konflikte mit Ärzten, wenn es um das Impfen geht, nach wie vor nicht gelöst.
Seit 2002 sind Coronaviren auch Nicht-Fachleuten bekannt. Vertreter dieser Virusfamilie lösten damals eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.