Apotheken sollen Impfzentren beliefern |
Lange Schlangen: Der Andrang ist längst nicht mehr in allen Impfzentren so groß. / Foto: Imago Images/Sven Simon
Eigentlich steckt Deutschland in einer recht komfortablen Situation. Waren Impfstoffe gegen das Coronavirus bis vor Kurzem noch knapp, liefern die Hersteller inzwischen deutlich mehr aus. Zugleich allerdings sinkt die Impfbereitschaft – ein Problem, das der Politik zu schaffen macht.
Auch am gestrigen Montag stand die Impfkampagne im Zentrum der Beratungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit seinen Länderkollegen. Schon bald werde die verfügbare Menge Impfstoff die Nachfrage »deutlich übersteigen«, heißt es in einem Beschluss dieser Gesundheitsminister-Konferenz (GMK). Demnach könnten schon im Laufe des August viele Impfdosen liegenbleiben. Gemeinsam wollen Bund und Länder daher innovative und niedrigschwellige Impfangebote fördern, etwa auf Marktplätzen, in Kirchen oder bei Kulturveranstaltungen. Koordiniert werden soll das durch die Impfzentren und ihre mobilen Teams. Aber auch Arztpraxen können laut GMK Kooperationspartner sein, die Impfdosen für die Aktion dann über die Apotheken bestellen.
Darüber hinaus will das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) den Schlüssel für die Verteilung der Vakzine an die Impfzentren überarbeiten. Bislang erfolgt die Auslieferung mit Blick auf den Bevölkerungsanteil der Regionen. Ab dem 16. August müssen die Bundesländer nun vorab den konkreten Bedarf melden und bekommen dann Impfstoffe zugewiesen. Eine solche Verteilung entsprechend der Nachfrage hatte das BMG erst vor Kurzem für die Arztpraxen eingeführt. Zudem dürfen Apotheken nicht abgerufene Impfdosen inzwischen auch flexibel an andere Ärzte umverteilen. Offenbar können sich die Gesundheitsminister zudem darüberhinausgehende unbürokratische Lösungen vorstellen. »Weitere Flexibilisierungen wird das BMG prüfen«, schreibt die GMK.
Vorausplanen wollen Bund und Länder mit Blick auf die Impfzentren zudem für den Herbst. Stand jetzt ist die Finanzierung der Einrichtungen durch den Bund noch bis Ende September sichergestellt. Wie es dann weitergeht, ist noch unklar. Einige Länder beginnen bereits jetzt mit dem Abbau der Zentren, doch längst nicht alle Anlaufstellen dürften bis zum Herbst verschwinden. Ab Oktober plant das BMG aber offenbar eine neue Logistik. Derzeit verteilt der Bund die Impfdosen zentral über die Bundeswehrkaserne im niedersächsischen Quakenbrück. Bis Mitte August soll nun jedoch geprüft werden, »wie die Impfzentren beziehungsweise mobilen Impfteams sowie der öffentliche Gesundheitsdienst spätestens ab dem 1. Oktober 2021 in die Versorgung mit Impfstoffen über die Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel eingebunden werden können«.
Eine Lösung suchen alle Beteiligten zudem für Impfdosen, die beim Bund lagern und nicht abgerufen werden. Die GMK will diese Vakzine Drittstaaten als Spende zur Verfügung stellen. Komplizierter wird es hingegen mit Impfstoffen, die bereits an Arztpraxen oder Impfzentren ausgeliefert wurden. Laut GMK gibt es hier noch eine Reihe pharmazeutisch-technologischer und rechtlicher Fragen zu klären.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.