Apotheken dürfen Antikörper-Schnelltests durchführen |
Für Antikörper-Schnelltests wird etwas Blut aus der Fingerbeere entnommen. / Foto: Imago Images/Hartenfelser
Seit Ende 2020 dürfen Apotheken Coronavirus-Antigentests durchführen, die auf eine vorliegende, akute Infektion mit SARS-CoV-2 hindeuten. Zudem gibt es auch schon länger Antikörpertests, die eine unbemerkte Erkrankung nachweisen sollen. Vergangenes Jahr entbrannte ein bundesweiter Streit darüber, ob die Probeentnahme-Sets in Apotheken an Laien verkauft werden dürfen. Seit Kurzem sind die Antikörpertests erneut in der Diskussion, denn sie sollen nicht nur unbemerkte Infektionen mit SARS-CoV-2, sondern auch den vorhandenen Schutz nach einer Impfung nachweisen. Insbesondere hinsichtlich der Debatte um mögliche Auffrischimpfungen – die STIKO empfiehlt allen Über 70-Jährigen eine Auffrischimpfung nach mindestens sechs Monaten – könnte die Bestimmung der Antikörperwerte künftig relevanter werden. Forscher haben zuletzt etwa einen Grenzwert für Antikörpertiter vorgeschlagen, um eine bessere Aussagekraft darüber treffen zu können, welcher Titer noch genügend Schutz gegen eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 bietet.
Jetzt hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) klargestellt, dass Antikörper-Schnelltests auch von Pharmazeuten durchgeführt werden können. »Da der Arztvorbehalt für die Anwendung von In-vitro-Diagnostika, die für patientennahe Schnelltests bei Testung auf SARS-CoV-2 aufgehoben ist (vgl. § 24 Satz 2 Infektionsschutzgesetz), kann grundsätzlich jede Person unabhängig von ihrer beruflichen Qualifikation diese Tests durchführen, soweit die Voraussetzungen nach der Medizinprodukte-Betreiberverordnung (§ 4) erfüllt sind«, erklärte eine Ministeriumssprecherin auf Nachfrage der PZ. »Diese Regelungen gestatten Apothekerinnen und Apothekern und dem von ihnen beschäftigten Personal sowie den weiteren Leistungserbringern grundsätzlich die Durchführung von Antikörper-Schnelltests auf SARS-CoV-2«, heißt es weiter.
Allerdings dürfen die Tests nur von Personen angewendet werden, die für die Testdurchführung erforderliche Ausbildung oder Kenntnis und Erfahrung, zum Beispiel durch Schulung nach § 12 Absatz 4 der Coronavirus-Testverordnung, besitzen, betont das BMG. Demnach muss das Personal ärztlich etwa durch eine Einweisung geschult werden. Bei dieser Einweisung sind auch die Angaben des Herstellers in der Gebrauchsanweisung zu berücksichtigen, so das Ministerium.
Antikörper-Schnelltests eignen sich jedoch nicht, um nach einer einzigen Schutzimpfung gegen das Coronavirus den Status als vollständig geimpft zu erhalten, so das BMG. Diesen Status gebe es nur nach der Durchführung eines Antikörpertests aus einem diagnostischen Labor, das nach der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK) arbeitet oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditiert ist.
Klar ist: Antikörper-Schnelltests sind derzeit eine Selbstzahlerleistung. Die Kosten werden nicht etwa vom Bund übernommen, um vor einer dritten Impfung sicher den Antikörpertiter zu bestimmen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte allerdings auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf angekündigt, zu prüfen, inwiefern die Kosten der Tests gerade für Immunsupprimierte vom Bund übernommen werden könnten. Noch steht die Markteinführung von Antikörper-Schnelltests zudem am Anfang, sodass die Dokumentation sorgfältig studiert werden sollte, bevor in der Apotheke Empfehlungen ausgesprochen und eine Beratung angeboten werden sollte. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich diese Tests zeitnah etablieren werden und dass ihre Bedeutung steigen wird.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.