AoG will hartem Winter etwas entgegensetzen |
Daniela Hüttemann |
30.12.2022 16:30 Uhr |
Jochen Wenzel, Erster Vorsitzender von AoG, fuhr im März in das rumänisch-russische Grenzgebiet, um zu evaluieren, wie AoG aus Deutschland heraus die Arzneimittelversorgung in der Ukraine und der Flüchtenden in Nachbarländern unterstützen kann. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
»Unsere Arbeit war in diesem Jahr natürlich stark vom Krieg in der Ukraine geprägt«, erklärt AoG-Geschäftsführerin Eliette Fischbach gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Gerade am Anfang seien die zahlreichen Hilfsgesuche und die Logistik eine große Herausforderung gewesen, die von der Geschäftsstelle und vielen Ehrenamtlichen unter größtem Einsatz bewältigt wurde.
Das Telefon lief heiß, vor allem mit Anfragen von Privatpersonen. Doch genauso groß war die Spendenbereitschaft. Knapp über 3 Millionen Euro Spenden für die Ukraine-Hilfe gingen in diesem Jahr bei AoG ein. Damit konnten bis Jahresende rund 150 Hilfslieferungen auf den Weg gebracht werden. Um in so einem großen Maßstab arbeiten zu können, hat der Verein zwei erfahrene Apothekerinnen als hauptamtliche Koordinatorinnen eingestellt.
AoG-Mitglied Barbara Weinmüller mit Ruslan Chubak vom Projektpartner MHU (München hilft Ukraine). / Foto: Apotheker ohne Grenzen
»Wir haben unsere Hilfe immer weiter professionalisiert und liefern weiterhin lebensnotwendige Medikamente gemeinsam mit Organisationen wie den German Doctors, den Johannitern und vielen weiteren Partnern in die gesamte Ukraine«, so Fischbach. »Der schreckliche Krieg geht weiter – unsere Hilfe aber auch. Gerade jetzt im Winter brauchen die Menschen dort unsere Unterstützung und wir wiederum weitere Spenden, um helfen zu können.«
Jochen Wenzel, der seit diesem September neuer Erster Vorstandsvorsitzender des Vereins ist, ergänzt: »Wir hoffen darauf, im kommenden Jahr in der Ukraine von der Nothilfe in den Wiederaufbau übergehen zu können. Wir schauen aber auch weiterhin, wie wir vor der eigenen Haustür und in anderen Ländern helfen können.«
Freiwillige Helfer von AoG sortieren alte Medikamente in der Obdachlosen-Ambulanz Berlin aus. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
Neben Berlin, Mainz und Frankfurt am Main helfen ehrenamtliche Vereinsmitglieder nun auch regelmäßig bei der Obdachlosenhilfe in München mit. »Hier sorgen wir Hand in Hand mit den dort engagierten Ärztinnen und Ärzten für eine Professionalisierung der Arzneimittelversorgung wohnungsloser Menschen«, so Wenzel. In vielen deutschen Großstädten sieht man eine zunehmende Verelendung, die durch die aktuelle Energiekrise und Inflation noch befeuert wird.
AoG beschafft unter anderem Masken, schult freiwillige Helfer in den Obdachlosen-Ambulanzen und an Impftagen für Menschen ohne sonstigen Zugang zu Covid-19-Impfungen. Auch im Ahr-Tal werden weiterhin noch einige von der Flutkatastrophe 2021 betroffene Gemeinden und Apotheken von AoG unterstützt.
»Positiv in diesem Jahr war, dass wir trotz anhaltender Pandemie unsere langfristig angelegten Projekte im Ausland wieder besuchen und vor Ort an Projektaktivitäten teilnehmen konnten«, findet Fischbach. Verschiedene Mitarbeiter aus dem Haupt- und Ehrenamt waren in Ghana, Burundi, Tansania, Nepal, Argentinien, Mexiko, auf den Philippinen und auch in Griechenland.
AoG in Griechenland: Dr. Jennifer Lehmann (Mitte hinten) mit einer Ärztin von Medical Volunteers International und geflüchteten Frauen und Übersetzerin. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
In Athen und Thessaloniki unterstützt AoG gemeinsam mit den Medical Volunteers International die Arzneimittelversorgung von Flüchtlingen, die nach Europa gekommen sind. Diese Hilfe soll im kommenden Jahr auf Serbien ausgeweitet werden.
Noch relativ neu ist ein weiteres Projekt in Nepal. Im Nordosten des asiatischen Landes, nur etwa 50 Kilometer südlich vom Mount Everest, unterstützt der Verein fünf Gesundheitsposten und ein Krankenhaus im ländlichen Raum. AoG stellt dabei finanzielle Mittel für die Anschaffung von Arzneimitteln bereit, um die Therapiemöglichkeiten im Khumbu-Distrikt auszuweiten. Zudem bieten AoG-Einsatzkräfte dort Schulungen zum Thema Entsorgung von pharmazeutischem Müll sowie Lagermanagement an.
Erstmals seit Pandemiebeginn konnte AoG in diesem Jahr wieder seine Einsatzkräfteschulungen durchführen. Das Interesse war groß und alle Plätze schnell vergeben. Der Verein sieht sich somit gut gerüstet für Nothilfeeinsätze, wenn sie denn 2023 nötig werden.
»Nicht zuletzt haben wir in diesem Jahr, insbesondere durch unsere Ukrainehilfe, viele neue Mitglieder und Unterstützerinnen und Unterstützer gewonnen«, freut sich AoG-Vorstand Wenzel und verrät noch eine Neuerung für 2023: »Mit einer kleinen Dependance in Berlin wollen wir in Zukunft den wachsenden Ansprüchen gerecht werden und als Nichtregierungsorganisation im entwicklungspolitischen Umfeld der Hauptstadt präsent sein, wo ein großes Netzwerk für humanitäre Hilfe besteht. Unsere Hauptgeschäftsstelle bleibt aber natürlich in München.«
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