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Beratung

Akuter Husten Domäne der Selbstmedikation

Seit wann bestehen die Beschwerden? Welche Arzneimittel nehmen Sie ein? Wie äußert sich der Husten? Und vor allem: Was lindert die Beschwerden? Diese Fragen können das Beratungsgespräch bei akutem Husten leiten.
Maria Pues
17.02.2022  18:00 Uhr

Die Frage nach der Dauer der Beschwerden ist laut Leitlinie »Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten« der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zentral, um Hustensymptome zu klassifizieren. Akuter Husten ist demnach definiert durch eine Dauer von weniger als zwei Wochen. Subakuter Husten dauert laut Leitlinie zwei bis acht Wochen und chronischer Husten länger als acht Wochen.

Die häufigste Ursache für einen akuten Husten stellen virale Atemwegsinfekte (Erkältungen) dar, aber auch allergische Reaktionen können sich in den Atemwegen abspielen. Als mögliche Ursachen außerhalb der Atemwege kommen beispielsweise Herzerkrankungen mit akuter Lungenstauung infrage. Bei einem entsprechenden Verdacht und bei chronischen Hustenbeschwerden ist der Patient an einen Arzt zu verweisen.

Insbesondere wenn keine weiteren Erkältungssymptome erkennbar sind, sollte auch ein Blick auf die Dauermedikation geworfen werden. So kann ein medikamenteninduzierter Husten durch ACE-Hemmer verursacht werden. Betablocker können Bronchospasmen begünstigen, Opiate und Opioide die Atemfunktion verschlechtern. Nicht steroidale Antirheumatika hemmen die Bildung von Prostaglandinen, wodurch mehr Leukotriene gebildet werden, die unter anderem zu Bronchopasmen führen können.

Was die Leitlinie empfiehlt 

Wie äußert sich der Husten? Diese Frage können Betroffene häufig nicht eindeutig beantworten. Auch stellt die Selbsteinschätzung keine objektive Beschreibung dar. So kann ein akuter Husten als trocken und schmerzhaft-reizend empfunden werden, auch wenn er mit Auswurf einhergeht, der aber in der Wahrnehmung des Patienten nicht an erster Stelle steht. Bei Letzterem spricht man von einem produktiven Husten. Hustenbeschwerden verändern sich zudem im Verlauf einer Erkältung: Während zu Beginn ein trockener Reizhusten im Vordergrund steht, kommt es im weiteren Verlauf vermehrt zu einer Bildung von Bronchialschleim, der dann abgehustet werden muss.

Steht ein trockener Reizhusten im Vordergrund, kann – vor allem, wenn dieser den Nachschlaf stört – Dextrometorphan die Beschwerden lindern. Ist der Hustenreiz eine Folge von reichlich vorhandenem Bronchialsekret, das sich nur schwer abhusten lässt, eignet sich Ambroxol. Weniger Sekret in den Bronchien geht mit einer geringeren Reizung der Hustenrezeptoren einher. In präklinischen Studien zeigen die meisten Expektoranzien außerdem antientzündliche, antioxidative, lokalanästhetische und antivirale Eigenschaften, die für die Wirksamkeit mitverantwortlich sein können.

Diese Phytopharmaka kommen zum Einsatz

Phytopharmaka enthalten eine Reihe verschiedener Verbindungen, die zu ihrer Wirkung beitragen können. Eine Trennung in Antitussiva und Expektoranzien ist bei ihnen häufig nicht eindeutig möglich. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Efeu, Cineol, Myrtol, Pelargonium sidoides, die Kombinationen aus Efeu und Thymian sowie Primel und Thymian. Dabei ist zu beachten, dass Wirksamkeitsbelege stets nur für den geprüften Extrakt gelten. Insgesamt sei die Datenlage bei ihnen häufig besser als für chemisch definierte Expektoranzien, so die Leitlinie.

So können die Kombinationen aus Efeu- und Thymianextrakt sowie aus Thymian- und Primelextrakt die Häufigkeit und Dauer von akutem Erkältungshusten signifikant besser reduzieren als Placebo. Da es bei der Anwendung zu Magenbeschwerden und Übelkeit kommen kann, ist bei Patienten mit Gastritis oder Magengeschwür Vorsicht geboten.

Extrakte der Pelargonium-Wurzel enthalten unter anderem Cumarine und Gerbstoffe. Als mögliche Nebenwirkung wurde in Einzelfällen von Leberschäden und Hepatitis berichtet, selten unter anderem auch von leichten gastrointestinalen Beschwerden sowie leichten Nasen- und Zahnfleischblutungen.

Studien bestätigen außerdem die Wirksamkeit von Kombinationen aus ätherischen Ölen (Spezialdestillat ELOM-080) bei der Linderung von Erkältungshusten. Unter der Therapie zeigte sich zudem eine Verbesserung von Schnupfenbeschwerden, so die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin in ihrer entsprechenden Leitlinie.

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