Vitaminpräparate: Stiftung Warentest kritisiert Dosierung |

Nach den Verbraucherzentralen hat sich nun auch die Stiftung Warentest die Dosierung von Nahrungsergänzungsmitteln stichprobenartig genauer angesehen – und kommt zum selben Schluss wie die Verbraucherzentralen beim Magnesium: Viele Vitaminpräparate übersteigen deutlich die Empfehlung der täglichen Verzehrmenge für Nahrungsergänzungsmittel des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Von 35 Packungen aus Drogerien, Reformhäusern, Apotheken, Supermärkten und Amazon lagen 26 deutlich über den empfohlenen Tageshöchstdosierungen, zehn davon sogar drastisch. Spitzenreiter war das Präparat Super K von LifeExtension (über Amazon). Es enthielt das 34-Fache der empfohlenen Höchstdosis von 80 µg Vitamin K.
Zwei Vitamin-E-Präparate, die über Amazon gekauft wurden, lieferten das 18-Fache des fettlöslichen Vitamins; die Präparate von Doppelherz, Abtei, Altapharma und der dm-Eigenmarke Das gesunde Plus sogar das 27-Fache der empfohlenen Dosis von 15 mg. Im Gegensatz zu den anderen Nahrungsergänzungsmitteln hatten diese Präparate laut Warentest den Status als nicht apothekenpflichtiges Arzneimittel. In hohen Dosen kann Vitamin E die Blutgerinnung beeinträchtigen, warnt die Stiftung Warentest. Zudem steht es im Verdacht, in hohen Dosen die Sterberate zu erhöhen und bei Männern Prostatakrebs zu begünstigen.
Keine Auffälligkeiten gab es bei den getesteten Multivitaminpräparaten. Bei Vitamin-B-Komplex-Präparaten kam es teilweise zu leichten Überdosierungen; bei Abtei B-Komplex forte war Niacin doppelt so hoch dosiert wie empfohlen.
Vitaminpillen für alle seien angesichts potenziell schädlicher Effekte keine gute ldee, folgert Stiftung Warentest. «Wer sich vielseitig ernährt, bekommt alles, was er braucht», heißt es im Heftartikel, der heute erschienen ist. Die meisten Menschen in Deutschland seien gut versorgt. Allgemeine Empfehlungen gebe es nur für Neugeborene (Vitamin K), Babys im ersten Lebensjahr (Vitamin D) und Frauen, die schwanger werden möchten oder sind (Folsäure). Ein erhöhter Bedarf an B-Vitaminen kann bei Veganern bestehen, bei manchen Menschen kann eine Vitamin-D-Zufuhr indiziert sein. Wer an bestimmten Krankheiten leide, solle seinen Substitutionsbedarf vom Arzt abklären lassen.
Einer neuen Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge ist jedoch jeder Dritte hierzulande mit Vitamin D unterversorgt. (dh)
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30.08.2017 l PZ
Foto: Stiftung Warentest