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Universität Münster

15. Jubiläum der Pharmschool

Am 18. Juni 2021 fand an der Universität Münster erneut das halbjährliche Abschlusssymposium der sogenannten Pharmschool statt. Bereits zum 15. Mal präsentierten die Pharmaziestudierenden ihre Ergebnisse aus vier Semestern interdisziplinärer Forschungsarbeit.
Leandra Huck
Cornelia Volkmann und Dana-Louisa Weber
23.07.2021  07:00 Uhr

Die Pharmschool begleitet die Studierenden der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) durch das Hauptstudium und bietet ihnen die Möglichkeit, durch eigene kreative Forschungsprojekte die verschiedenen Bereiche der pharmazeutischen Wissenschaft auszutesten und zu kombinieren. Dabei stehen insbesondere das interdisziplinäre Arbeiten und das Vernetzen der Fächer Pharmazeutische Chemie, Pharmakologie, Klinische Pharmazie, Pharmazeutische Technologie und Biologie im Vordergrund. So werden die Studierenden zu selbstständigem wissenschaftlichen Denken und Arbeiten angeregt und können erste praktische Erfahrungen im naturwissenschaftlichen Arbeiten sammeln.

Zum dritten Mal in Folge musste nun das Symposium des achten Semesters aufgrund der Coronavirus-Pandemie als Online-Variante mit dem Titel »Zoomposium« stattfinden. In diesem Jahr gab es allerdings eine faszinierende Neuerung durch das virtuelle Messegelände »Gather.town«. Hier konnten die Lehrenden, die Studierenden und alle Gäste mit ihren eigenen Avataren durch den Messebereich wandeln und die ausgestellten Poster der Pharmschool-Gruppen begutachten sowie die virtuellen Ausstellungsstände der Sponsoren besuchen. Zusätzlich bot die von den Studierenden eigens für dieses Symposium gestaltete Plattform die Möglichkeit für akustische und visuelle Interaktionen zwischen den Teilnehmenden. Auf diese Art wurde das Symposium trotz des notwendigen Online-Formats zu einem lebendigen und interessanten Event voller spannender Informationen und reger Diskussionen.

Nach den Grußworten von Studiendekan Professor Dr. Gustavo Fernández Huertas begrüßten Professor Dr. Klaus Langer als Initiator und Sprecher der Pharmschool, Dr. Anna Junker, stellvertretend für die Deutsche Pharmazeutischen Gesellschaft, Dr. Oliver Schwalbe von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und Alexa Brouns als stellvertretende Semestersprecherin die Teilnehmenden. Das Moderationsteam, bestehend aus den Studierenden Carina Brune und Alexa Brouns, leitete die Zuhörer durch die verschiedenen Vorträge, die in diesem Semester unter dem Thema »Herz-Kreislauf-Erkrankungen« standen.

Die Vorträge

Der erste Vortrag der Veranstaltung wurde von der Gruppe »Hypercholesterinämie« präsentiert. Dieser beschäftigte sich mit der Fragestellung, ob roter Reis aufgrund des Inhaltsstoffes Monakolin K, welcher unter dem Namen Lovastatin bekannt ist, als Medikament deklariert werden sollte. Es folgte die Gruppe »Herzrhythmusstörungen« mit ihrem Projekt über die Verwendung von Metoprolol-haltigem Nasenspray als schnelle Hilfe bei akutem Herzrasen. Im Anschluss berichtete die Gruppe »Erkrankungen des renalen Systems«, wie sie mithilfe eines CaCo2-Transwellsystems einen Darmabschnitt simulierten, um die Verbesserung der Bioverfügbarkeit von Aliskiren durch Verapamil zu untersuchen.

Es folgte eine kleine Frühstückspause, die den Teilnehmenden die Möglichkeit bot, sich in der interaktiven Welt von »Gather.town« zu bewegen und die ausgestellten Poster der verschiedenen Gruppen zu betrachten. Daneben ermöglichte die Pause auch die Interaktion mit zahlreichen Sponsoren, Pharmafirmen und Ausstellern des Symposiums und damit die Information über mögliche Praktika und Zukunftsperspektiven.

Im Anschluss startete der erste Gastreferent der Veranstaltung, der Physiker und Podcaster Dr. Nicolas Wöhrl von der Uni Duisburg-Essen mit seinem Vortrag »Go public! (Wie) wollen wir Wissenschaft kommunizieren?« und begeisterte die Zuhörer. Anhand eines »Wasserwirbler«-Gadgets machte er deutlich, wie wichtig wissenschaftliche Kommunikation auch außerhalb von Fachzeitschriften ist. Außerdem gab er zu bedenken, dass insbesondere die Studierenden als angehende Experten in der Verantwortung stünden, Wissenschaft personengerecht zu kommunizieren.

Es folgte die Gruppe »Koronare Herzkrankheit«, die über die Entwicklung von Molsidomin-Matrixtabletten zur Anfallsprophylaxe bei Angina pectoris referierte. Im Anschluss daran berichtete die Gruppe »Herzinsuffizienz«, wie sie mittels einer Patch-Clamp-Methode anhand von murinen Pankreaszellen den Einfluss von Betablockern auf die Insulinfreisetzung untersuchte.

Nach einer redlich verdienten Mittagspause wurde Professor Dr. Kristina Lorenz von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg begrüßt. Sie klärte mit ihrem Vortrag »Krebstherapie kann Herzprobleme fördern– welche Ansätze gibt es?« überzeugend über arzneimittelinduzierte Kardiotoxizität auf.

Die Gruppe »Hypertonie« befasste sich mit der Verbesserung der Freisetzungsgeschwindigkeit von Valsartan. Anschließend informierte die Gruppe »Blutgerinnungsstörungen« mit ihrem Vortrag »Blutverdünner aus dem eigenen Garten– Steinkleeextrakt in der antikogulativen Therapie« über Blutverdünner im Alltag. Der letzte Vortrag wurde von der Gruppe »Gefäßerkrankungen« präsentiert. Diese untersuchte mithilfe eines Lipogels als Hautsimulation die Penetrationstiefe von Aescin und arbeitete an der Entwicklung eines thermoreversiblen Gels mit Pentoxifyllin für die Tinnitustherapie.

Preisverleihungen

Abgeschlossen wurde die ereignisreiche und aufregende Veranstaltung mit der Verleihung verschiedener Preise in Form von Fachliteratur. Für die Jury war es keine leichte Aufgabe zu einer Entscheidung zu kommen. Sie entschied sich letztendlich für die Gruppe »Koronare Herzkrankheit« als Gewinner für den Vortragspreis des Symposiums. Weiterhin wurden zwei Preise für die beste Postergestaltung vergeben. Die erste Auszeichnung erhielt die Gruppe »Herzinsuffizienz« mit ihrem umfangreichen und sehr anschaulich designten Poster mit dem Titel »Anti-Aging für die Pumpe: Kann Q10 das Herz verjüngen?«. Der zweite Posterpreis ging an die Gruppe »Gefäßerkrankungen«, die auf ihrem Poster fluoreszenzmikroskopische Untersuchungen des Zytoskeletts von humanen Endothelzellen nach Behandlung mit Aescin und Pentoxifyllin zeigten.

Als letzter Punkt der Tagesordnung folgte in diesem Semester erstmalig die Verleihung des »Goldenen Spatels«, ein Preis für die beste pharmazeutische Lehre, gewählt von den Studierenden. Die Ehre wurde Professor Dr.Klaus Müller zuteil. Die Studierenden lobten insbesondere seine Online-Vorlesungen und seine strukturierten Skripte.

Nach diesen zahlreichen Ehrungen endete das dritte »Zoomposium« unter regem Applaus. Doch auch wenn die individuelle Gestaltung des Online-Formats eine Vielzahl an Möglichkeiten bot, hoffen wir sehr, das nächste Symposium wieder live und in Präsenz veranstalten zu können.

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